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Aus der Hochschule
Corona kreuzt mit
Erstes Staatsexamen läuft im gewohnten Format
In der dreiteiligen Miniserie „Lernen und Lehren während Corona“ hat die DAZ schon vom umstrukturierten Universitätsalltag der angehenden Pharmazeuten berichtet (s. DAZ 2020, Nr. 27, S. 86 – 87; DAZ 2020, Nr. 28, S. 74 – 75; DAZ 2020, Nr. 29, S. 74 – 75). Viele Lehrveranstaltungen mussten aufgrund der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Einschränkungen umgestaltet werden. Die Zahl von Personen, die sich zeitgleich in einem Raum befinden dürfen, ist weiterhin begrenzt. Nun findet in dieser Woche an 20 Standorten das Erste Staatsexamen der Pharmazie statt. Eine Veranstaltung, bei der sich vier Tage in Folge Pharmaziestudierende einfinden, um den Multiple-Choice-Test unter Aufsicht im Rahmen einer Präsenzprüfung abzulegen. Im Vorfeld hat sich die DAZ Redaktion bei 17 Universitäten, 22 Fachschaften und allen 14 Prüfungsämtern der Bundesländer erkundigt, welche Schwierigkeiten angegangen werden mussten, um diese Massenveranstaltung im gewohnten Rahmen und ohne Terminverschiebung zu realisieren. Die Antworten ergaben ein einheitliches Bild – dank Zusammenarbeit, Rücksichtnahme und Eigenmotivation konnten alle Hürden genommen werden, so dass die Staatsexamina wie gewohnt durchgeführt werden können. Die Universitäten Heidelberg und Tübingen stellen eine Ausnahme dar. Sie gehen seit einigen Jahren eigene Wege in Bezug auf das Erste Staatsexamen. Dank des alternativen Prüfungsverfahrens, basierend auf einem Credit-Point-System, erhalten die Studierenden ohne zentrale Prüfung ihre Zulassung für das Hauptstudium. Laut Heidelberger Fachschaft hatten alle Studierenden die Gelegenheit, die dafür notwendigen Veranstaltungen bis zum Beginn des Wintersemesters zu belegen.
Termine und Fristen
Die Studienkoordinatoren hatten die Aufgabe, einen umfassenden und planmäßigen Lehrbetrieb trotz Infektionsschutzmaßnahmen sicherzustellen. Vor allem für das vierte und achte Semester mussten sie eine fristgerechte Anmeldung zu den Staatsexamina gewährleisten. Und so standen Studierende aus diesen Semestern als erste wieder an den Abzügen und den Fantaschalen. Weiterhin verhandelten einige Universitäten mit den Prüfungsämtern über eine Verlängerung der Anmeldefristen. Laut Fachschaften und Studienkoordinatoren konnte so an allen Universitäten sichergestellt werden, dass alle Bescheinigungen rechtzeitig eingereicht werden konnten.
Profis des Zeitmanagement
Die Studierenden wurden nach eigenen Angaben trotz fehlender Präsenzveranstaltungen durch zahlreiche Online-Lehr-Angebote gut auf die Staatsexamina vorbereitet. Allerdings war ein besonders gutes Zeitmanagement nötig. Aufgrund des verzögerten Starts des Sommersemesters fanden Lehrveranstaltungen später im Semester statt, sodass die Vorbereitungszeit für Kolloquien und die universitären Prüfungen kürzer ausfiel, was auf die Vorbereitungszeit für das Erste Staatsexamen ausstrahlte.
Und es hat Zoom gemacht
In Leipzig fanden die dritten Staatsexamina am 30. und 31. Juli 2020 im virtuellen Prüfungsraum statt. Eine Woche vor den geplanten Prüfungen erhielten die Studierenden die Benachrichtigung, dass aufgrund der fortbestehenden Corona-Situation die Prüfung online durchgeführt wird. Während der Prüfung traten keine relevanten technischen Probleme auf und die Gesamtergebnisse entsprachen den Präsenzprüfungen. Dennoch ist klar: Prüfungsangst bleibt Prüfungsangst auch im heimischen Wohnzimmer vor dem Computer.
Prüfungsvorsitzender Professor Thilo Bertsche kann sich auch in Zukunft digitale Formate in der Lehre - einschließlich Prüfungen – vorstellen. Durch die Konzeption neuer digitaler Lehrformate würde eine größere Flexibilität erreicht und somit auch eine bessere Vereinbarkeit von Studium, Beruf und Familie ermöglicht.
Hygienische Prüfungen
Um den Studierenden auch in der Prüfungssituation Schutz vor einer SARS-CoV-2-Infektion zu bieten, mieteten die Prüfungsämter größere Räume an. Bei der Organisation geeigneter Räumlichkeiten hatten nach eigenen Angaben die Prüfungsämter der Länder Hamburg und Hessen Schwierigkeiten. Im Anschluss arbeiteten die jeweiligen Betreiber mit den Prüfungsämtern ausführliche Hygienekonzepte aus. Aus den vorgegebenen Regelungen ergaben sich folgende Maßnahmen: Prüfungsräume sind zu desinfizieren, Händedesinfektionsmittel müssen bereitstehen und die Prüflinge haben bis zu ihrem festgelegten Platz einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Während der Prüfung ist das Tragen des Mund-Nasen-Schutzes freiwillig. Bei Bedarf wurden auch spezielle Schutzkonzepte und Rücktrittsregelungen für Studierende aus Risikogruppen vereinbart. Nordrhein-Westfalen hat zudem ein Nachverfolgungs system der Infektionskette generiert für den Fall, dass einer der Prüflinge oder Aufsichtspersonen SARS-CoV-2 positiv getestet werden. Der Abstand zwischen den Plätzen muss so gewählt sein, dass sowohl das Ansteckungsrisiko minimiert als die Möglichkeit des Abschreibens ausgeschlossen ist.
Konstante Anmeldezahlen
Die Anstrengungen von Universitäten, Prüfungsämtern und Studierenden spiegeln sich in den Anmeldezahlen wider. Trotz Corona-Pandemie und einem digitalen Semester verzeichneten alle Bundesländer – bis auf Hamburg – keinen Rückgang der Anmeldezahlen (siehe Tabelle).
Jahr des Staatsexamens | Frühjahr [n] | Herbst[n] |
---|---|---|
2015 | 1199 | 1475 |
2016 | 1163 | 1687 |
2017 | 1368 | 1749 |
2018 | 1320 | 1689 |
2019 | 1321 | 1626 |
2020 | 1311 | 1799 |
Laut dem Institut für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP) haben sich für die Prüfung im August deutschlandweit 1799 Studierende angemeldet. Ob sich Online-Lehrangebote sowie verschobene Zeitpläne auf die Ergebnisse auswirken werden, wird nach Auswertung im September zu beurteilen sein. |
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