Prisma

Nicht nur zur Verteidigung

Ameisen trinken ihre eigene Säure

Foto: kozorog – stock.adobe.com

us | Wer sich einmal versehentlich in ein Ameisennest gesetzt hat weiß, dass mit den kleinen Insekten nicht zu spaßen ist. Sie können ein ätzendes Gift absondern, um sich gegen Eindringlinge zur Wehr zu setzen. Biologen des Bayreuther Zentrums für Ökologie und Umweltforschung haben nun herausgefunden, dass es den Tieren nichts ausmacht, wenn sie ihre eigene Säure schlucken. Ganz im Gegenteil, sie tun es sogar absichtlich und scheinen davon zu profitieren. Die Forscher beobachteten, wie Ameisen der in Amerika heimischen Art Camponotus floridanus nach der Nahrungsaufnahme ihre am Hinterteil befindlichen Giftdrüsen putzten. Um zu testen, ob die Säure eine desinfizierende Wirkung auf den Mageninhalt ausübt, ­fütterten sie die Ameisen mit bakterienhaltigem Honig-Wasser. Nach der Mahlzeit wurden die Tiere in Pipettenspitzen immobilisiert, um ihnen den Zugang zu ihrer Säure zu verwehren. Das Überleben dieser Tiere war signifikant verringert im Vergleich zu Ameisen, die sich nach der verdorbenen Mahlzeit den Mageninhalt ansäuern konnten. Manche Ameisenarten reichen ihr Futter an ihre Artgenossen weiter. Auch die Überlebensrate der Empfängertiere wird erhöht, wenn das gebende Tier die Nahrung zuvor ansäuert und pathogene Bakterien abtötet. Gleich­zeitig können Bakterien aus der Familie der Acetobacteraceae, die zum natürlichen Darm-Mikrobiom der Ameisen ge­hören, bei niedrigem pH-Wert überleben. |

Literatur

Tragust S et al. Formicine ants swallow their highly acidic poison for gut microbial selection and control. Elife 9, 2020. https://doi.org/10.7554/eLife.60287

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.