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Therapien im Gespräch
Das POP-Update
Mit Clinical Reasoning zur Entscheidungsfindung
Nach wie vor wird in Deutschland immer noch um den Stellenwert der Klinischen Pharmazie im Studium und um die Implementierung von patientenorientierten pharmazeutischen Dienstleistungen wie das Medikationsmanagement gerungen (DAZ 43, S. 62). In anderen Ländern hat diese Disziplin einen wesentlich höheren Stellenwert. Ein wesentlicher Punkt ist die Entscheidungsfindung.
In der medizinischen Diagnostik und Therapie bedient man sich dazu zunehmend des Clinical Reasonings, aber auch andere Berufsgruppen wie Physiotherapeuten und Pflegewissenschaftler und nicht zuletzt klinische Pharmazeuten greifen auf dieses Instrument zurück.
Clinical Reasoning: ein dynamischer Prozess
Clinical Reasoning ist ein evidenzbasierter, dynamischer Prozess, in dem ein Heilberufler wissenschaftliche Kenntnisse, klinische Erfahrung und kritisches Denken mit den Informationen über einen individuellen Patienten kombiniert und anschließend vor dem Hintergrund der unvermeidlichen klinischen Unsicherheit eine Entscheidung über die Diagnose und Therapie dieses Patienten trifft.
Während Clinical Reasoning im medizinischen Bereich oft auf die klassische medizinische Diagnostik bezogen ist, geht es in der Apotheke um das Optimierungspotenzial in einer Pharmakotherapie. In beiden Fällen werden eine oder mehrere Arbeitshypothesen zu dem Problem aufgestellt, welche Ursache es haben kann und wie man es lösen könnte.
Einen ausführlichen Beitrag zum Thema „Clinical Reasoning“ und zum detaillierten Vorgehen finden Sie in DAZ 44, S. 50. In der DAZ 45 haben wir allen DAZ-Abonnenten ein Merkblatt zu diesem Vorgehen zur Verfügung gestellt.
Der in DAZ 45, S. 61, erschienene POP-Fall „Eine Patientin mit multifaktoriell eingeschränkter Belastbarkeit und Vorhofflimmern“ wurde erstmals auf Basis des Clinical Reasonings bearbeitet. Dazu wurden Patienten-, Arzt-, Apotheker- , Leitlinien und nicht-pharmakologische Perspektiven eingenommen und gegeneinander abgewogen. Dann wurden Vorschläge mit dem besten Nutzen-Risiko-Verhältnis ermittelt und für die Intervention vorgeschlagen. Am Ende des Prozesses stand die Evaluation mit Vorschlägen zu Fragen, die man dazu der Patientin beim nächsten Besuch in der Apotheke stellen sollte. Zum Schluss wird das Vorgehen diskutiert, denn im Rahmen des Clinical-Reasoning-basierten Medikationsmanagements gibt es nicht „den“ richtigen Weg, sondern es sind je nach Perspektive auch immer andere Lösungen möglich (DAZ 45, S. 61). |
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