Therapien im Gespräch

Hoffnungsträger Spermidin

Wie ist die Studienlage?

Foto: Diana Taliun – stock.adobe.com

Spermidin wird im Internet als „Anti-Aging-food“ unter den Nahrungsmitteln angepriesen. Tatsächlich liefern Beobachtungen an Modellorganismen wie der Maus, der Fruchtfliege, verschieden Würmern oder Zellkulturen aus Hefe- bzw. Säugerzellen Hinweise auf eine lebensverlängernde Wirkung, eine Verbesserung der kognitiven Funktion sowie eine kardioprotektive Wirkung und einen schützenden Effekt vor Krebs. Das natürliche Polyamin Spermidin soll im Körper die zelluläre Autophagie induzieren sowie als kalorienrestriktives Mimetikum die positiven gesundheitlichen Effekte des Fastens nachahmen können, ohne dabei die Nahrungszufuhr tatsächlich einschränken zu müssen. Die Daten­lage zur Anwendung von Spermidin beim Menschen ist jedoch noch sehr rar. Lediglich zwei epidemiologische Beobachtungsstudien, die nicht besonders aussagekräftig sind, liefern Hinweise auf möglicherweise protektive kardiovaskuläre Effekte. Alle weiteren Erkenntnisse können nicht unmittelbar auf den Menschen übertragen werden. Zudem ist unklar, ob mit der dauerhaften Supplementation möglicherweise Gesundheitsrisiken verbunden sind.

Von der Europäischen Lebensmittelbehörde (EFSA) ist für Spermidin bisher keinerlei Health Claim zugelassen. Aufgrund der fehlenden aussagekräftigen Humandaten scheint es zum jetzigen Zeitpunkt nicht geboten, zur Einnahme von Spermidin-Supplementen zu raten. Insbesondere bei onkologischen Patienten ist nicht sicher, ob sich erhöhte Spermidin-Konzentrationen nicht sogar negativ auf das Wachstum von Krebszellen auswirken können.

Bis aussagekräftige wissenschaftliche Ergebnisse vorliegen, kann man mit Spermidin-reichen Lebensmitteln, z. B. Vollkornprodukten, Äpfeln, Sprossen, Hülsenfrüchten, Pilzen und reifem Käse, auf natürliche Weise die Spermidin-Konzentration im Körper steigern. Auch Sport kurbelt die körpereigene Spermidin-Synthese an. (DAZ 12, S. 46) |

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