Prisma

Stress verursacht graue Haare

Zelluläre Mechanismen entschlüsselt

Foto: deagreez – stock.adobe.com

us | Von zu viel Stress bekommt man graue Haare, heißt es. Dass es sich dabei nicht nur um ein Gerücht handelt, konnten Wissenschaftler der Harvard University nun nachweisen. Den zellulären Mechanismus, der dahintersteckt, erklären sie folgendermaßen: An der Basis von Haarfollikeln befinden sich zahlreiche Stammzellen, die im Laufe des Lebens nach und nach zu Melanozyten ausdifferenzieren und dann Pigmente produzieren, die die Haarfarbe eines Menschen ausmachen. Gleichzeitig sind an den Haar­follikeln auch sympathische Nervenendigungen lokalisiert, die bei akutem Stress den Neurotransmitter Noradrenalin ausschütten. Unter Exposition von hohen Konzentrationen Noradrenalin beginnen die Melanozytenstammzellen in großer Zahl auszu­differenzieren. Das führt zur Erschöpfung der Stammzellenreserven, sodass im späteren Leben keine Melanozyten und damit auch keine Pigmente mehr nachgebildet werden. Mäuse, die im Tierversuch starkem Stress ausgesetzt wurden, ergrauten deutlich schneller als ihre in Ruhe gelassenen Artgenossen. Genmanipulierte Tiere mit überaktiviertem sympathischen Nervensystem wurden dagegen auch ohne Einwirkung von äußerem Stress schnell grau. Zur Kontrolle ihrer Ergebnisse inhibierten die Forscher die Proliferation der Stammzellen pharmakologisch und genetisch. Noradrenalin hatte danach keinen ergrauenden Effekt mehr. Damit ist zum einen der Grundstein gelegt für die Entwicklung einer Therapie gegen graue Haare. Zum anderen eröffnet sich die Frage nach den Auswirkungen von akutem Stress auf andere Stammzellreservoirs des Körpers und zeigt neue Forschungsansätze auf. |

Literatur

Zhang B et al. Hyperactivation of sympathetic nerves drives depletion of melanocyte stem cells. Nature 2020; doi:10.1038/s41586-020-1935-3

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