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Management

Meuchelmord am Arbeitsklima

Der professionelle Umgang mit Jasagern, Schleimern und Petzen

„Da steht ER schon wieder im Büro – Chefs Liebling – und erzählt ihm „seine Sicht der Dinge“. Natürlich glaubt er ihm. Wenn es nur dieses aufdring­liche Einschmeicheln zum eigenen Vorteil wäre – sei es drum. Aber ER spioniert, petzt und in den allermeisten Fällen grenzen seine Aussagen schon an üble Nachrede.“ In dieser Art oder noch wesentlich extremer denken Kollegen über diejenigen, die beim Vorgesetzten einen Bückling machen. Schleimer sind unbeliebt, vergiften die Arbeitsatmosphäre und können einen negativen Einfluss auf die Leistung anderer Mitarbeiter haben. Damit Komplimente nicht zu Konflikten werden, braucht es wache und für das Thema sensibilisierte Führungskräfte.

Das Tückische am Einschleimen ist, dass es so unscheinbar daherkommt. Wer sich gekonnt anbiedert, lobt den Chef grundsätzlich für seine Arbeit, stimmt ihm auch bei dummen Ideen zu und lacht über schlechte Witze. Pflegt er erst einen vertrauten Umgang mit der Führung, gibt es kein Halten mehr. Er macht Kollegen schlecht und das alles, um sich Vorteile zu erwirtschaften. Von außen betrachtet, scheint er dem Entscheider nahezustehen und einen nicht unerheblichen Einfluss zu haben. In vielen Fällen kommt der Schleimer mit dieser Methode durch, überspringt ein paar Sprossen auf der Karriereleiter und erhält Privilegien, von denen andere nur träumen.

Kein Wunder, wenn sich die restlichen Mitarbeiter dadurch zurückgesetzt und geringgeschätzt fühlen, was letztendlich das Arbeitsklima verschmutzt. Nicht umsonst gilt Neid als eine der sieben Todsünden. Für die Kollegen kann es zudem das Signal sein, dass red­liche Arbeit im Unternehmen aus der Mode gekommen ist. Wenn Schleimen belohnt wird, dann wird im Extremfall die Energie der Mitarbeiter in Lobhudelei investiert und nicht in Leistung, Qualifikation und Ergebnisse. Das Unternehmensziel gerät aus dem Fokus.

Zwischen Höflichkeit und Schleimerei

Nun ist nicht jedes Lob, das sich an die Führungskraft richtet, als Buckelei zu werten. Trotzdem nehmen viele Arbeitnehmer Abstand davon, dem Vorgesetzten ihre Anerkennung mitzuteilen, um sich keinen zweifelhaften Ruf als „Chef-Versteher“ einzufangen. Dabei sind ehrliche, wohlwollende Rückmeldungen nicht nur sozialer Kitt, sondern auch eine Chance zur Weiterentwicklung.

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Hey, lieber Chef, ich weiß was Führungskräfte müssen hellwach sein, wird ihnen übermäßiges, unbegründetes Lob oder gar Dinge über Mitarbeiter angetragen. Mit Unterscheidungsvermögen gehen sie Schleimern nicht auf den (Sch)Leim.

Höflichkeit und Loyalität lassen sich klar vom unerwünschten Schleimen abgrenzen. Jemand, der sich auf fragwürdige Weise einen Vorsprung verschaffen möchte, dreht sein Fähnchen nach dem Wind. Der Schleimer sagt das, was der Chef hören möchte, und nicht, was er wirklich denkt. Er ist ein Opportunist, der sein Ziel erreichen möchte, und manipuliert dafür. Im Gegensatz dazu handelt der Höfliche aus Prinzip und ohne den Gedanken an Vorteilsnahmen. Das was er sagt, ist aufrichtig. Ebenso verhält es sich bei loyalen Mitarbeitern. Sie stehen für eine Diskussion zur Verfügung, bieten unterschiedliche Perspektiven an, ringen bei Lösungen um das Optimum und kennen – was wichtig ist – neben dem Wort „Ja“ auch das „Nein“.

Zwischen den Extremen gibt es viele Schattierungen, wie die naive Nettigkeit. Es gibt Menschen, die absichtslos handeln und einfach das tun, was sie in dem Moment für richtig halten. Das kann auch ein Kaffee auf dem Schreibtisch eines müde wirkenden Chefs sein.

Ein weiterer „Subtyp“ wäre der Ja-Sager, der zur Obrigkeitshörigkeit erzogen wurde und eher schüchtern ist. Sein Ziel ist Harmonie, er möchte in Ruhe fleißig vor sich hin arbeiten. Angepassten Mitarbeitern, die zu allem Ja sagen, fällt es häufig schwer, für sich selbst einzustehen. Ein böser Vorsatz ist hier meist eine Unterstellung.

Eine gute, aber aufrichtige Beziehung pflegen

Gegen eine gute Beziehung zum Chef ist nichts einzuwenden. Sie fördert die Performance und die Zufriedenheit der Mitarbeiter. Eine gute Zusammenarbeit ist der Schlüssel zum Erfolg, allerdings sollte die Art und Weise, wie sie gestaltet wird, aufrichtig sein.

Als Mitarbeiter konsequent gute Ergebnisse abzuliefern, mit Qualität, Motivation und Eigeninitiative aufzuwarten, ist genauso relevant, wie sich selbst treu zu bleiben. In einer professionellen Zusammenarbeit sind die Kommunikationswege abgestimmt und nicht bei jeder Nichtigkeit wird das Büro des Vorgesetzten betreten. Es heißt souverän zu bleiben, die eigene Meinung zu pflegen und die innere Unabhängigkeit zu wahren.

Positive Rückmeldungen und Lob sind möglich, wenn sie in einer angemessenen Form übermittelt werden. Komplimente sollten präzise formuliert und ehrlich sein. Es muss für die Führungskraft klar sein, aus welchem Grund sie diese Rückmeldung verdient hat. Ein guter Ansatzpunkt sind konkrete Formulierungen, die sich an Fakten orientieren und mit dem nötigen Respekt vorgetragen werden. Je nach Kontext kann ein Lob wie „Das haben Sie toll gemacht, Chef!“ schnell anmaßend wirken.

„Der wahre Virtuose spottet bei sich über jede uneingeschränkte Bewunderung, nur das Lob desjenigen kitzelt ihn, von dem er weiß, dass er auch das Herz hat, ihn zu tadeln.“

Lessing

Schmeichlern nicht auf den Leim gehen

Das Wichtigste ist es, sich als Entscheider nicht verführen zu lassen und den Nettigkeiten von Schönrednern zu widerstehen. Auch wenn es erst mal rüde erscheinen mag, dem Gegenüber, das ein charmantes Kompliment bereithält, keine besondere Aufmerksamkeit mehr beizumessen. Mit dem Wissen über die potenziellen Auswirkungen und der Sensibilisierung für das Thema fällt es ggf. leichter, den Schmeichlern nicht auf den Leim zu gehen.

Ein paar weitere Aspekte machen es noch eindrücklicher. Stellen Sie sich die Frage: „Wie viel wert ist die Anerkennung von jemandem, der von meiner Gunst nutznießt?“ Die Worte von Lessing sind ein guter Wegweiser: „Der wahre Virtuose spottet bei sich über jede uneingeschränkte Bewunderung, nur das Lob desjenigen kitzelt ihn, von dem er weiß, dass er auch das Herz hat, ihn zu tadeln.“

Ob ein Schleimer mit seiner Strategie durchkommt, ist auch abhängig von der Unternehmenskultur. Schon bei der Einstellung neuer Mitarbeiter können Führungs­kräfte einen Gedanken daran verschwenden, welche Haltung der Bewerber mitbringt. Ein wichtiges Ziel bei der Personalauswahl ist, ein harmonisches Team zusammenzustellen. Niemand möchte ­einen Querulanten einstellen und sich später mit ihm rumärgern. Wenn ein Bewerber allerdings mit Komplimenten über das Unternehmen und den Chef nur so um sich schmeißt, dann darf eine gesunde Skepsis aufkommen.

Konstruktive Kritik bleibt auf der Strecke

An eine tägliche Dosis Schmeicheleien und Anerkennung kann man sich gut gewöhnen. Doch was sagt das über die Führungskraft aus? Wieso braucht der Chef diese Bestätigung? Die Vermutung macht sich breit, dass ihm das Vertrauen in das eigene Potenzial fehlt, er Angst vor Konkurrenz hat oder unsicher ist. Wer das Anbiedern toleriert oder sogar belohnt, muss damit rechnen, dass Aufrichtigkeit und kreative, innovative Ideen sowie konstruktive Kritik auf der Strecke bleiben. Dieser Falle entgehen Sie, wenn Sie als Führungskraft klarmachen, dass Sie das Profi­lieren auf Kosten anderer nicht schätzen und nicht dulden. Bleiben Sie offen für Kritik und gute Ideen aus dem Team, auch wenn diese von Ihren abweichen. Vielleicht meint es eine vermeintliche „Mopperziege“ besser mit Ihnen als der Schleimer, weil sie prozessorientiert ist und Verbesserungen voranbringen möchte, was Lernen und Imperfektion mit einschließt. Glauben Sie an ihre Selbstwirksamkeit und bleiben Sie souverän.

Fazit: Auf den Gegenwind hören

Wer sich immer für seine Brillanz loben lässt, ist nicht brillant, sondern nimmt sich selbst die Möglichkeit zur Entwicklung. Es sind differenzierte Rückmeldungen, andere Meinungen und Perspek­tiven, die uns weiterbringen. Aus dem Grunde werden Entwicklerteams möglichst heterogen zusammengestellt. Wenn Sie als Führungskraft und mit Ihnen das Unternehmen weiterhin erfolgreich sein wollen, hören Sie vor allem darauf, was der Gegenwind zu sagen hat. |

Anja Keck ist Fachapothekerin für Allgemeinpharmazie, Master-Coach (DGfC) und Systemische Beraterin www.anjakeck.de

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