Gesundheitspolitik

Der langsame Start des E-Rezepts

Startschuss im bescheidenen Rahmen / ABDA-Präsidentin will mögliche Ängste abbauen

ks | Berlin-Schöneberg ist der Ausgangspunkt für das E-Rezept-Projekt in der Fokusregion Berlin-Brandenburg. Vergangene Woche starteten in der Feurig-Apotheke von Konstantin Lamboy die ersten Tests mit der gesamten nötigen Ausstattung. Noch wird dabei simuliert, die ersten „echten“ E-Rezepte sollen im Laufe des Monats bearbeitet werden. ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening findet es richtig, dort zu starten, wo bereits in einem vorangegangenen Projekt geübt wurde und Berührungsängste abgebaut werden konnten. Sie ist überzeugt, dass das E-Rezept „sehr langsam und schleppend“ an­laufen wird.
Foto: AK WL

ABDA-Präsidentin Overwiening Apotheken müssen bei Kunden Vertrauen schaffen.

In der Berliner Feurig-Apotheke und einer Arztpraxis im selben Haus wird nun erstmals die gesamte Ablaufkaskade erprobt: von der Erstellung des E-Rezepts bis zu seiner Abrechnung. Mitte Mai hatte die Gematik noch angekündigt, 120 Apotheken und 50 Arztpraxen würden in der Fokusregion an den Start gehen. Doch bis diese Zahlen erreicht sind, wird wohl noch etwas Zeit vergehen. Diese Einschätzung teilt auch die ABDA-Präsidentin. Wie sie am vergangenen Donnerstag nach der ABDA-Mitgliederversammlung erklärte, findet sie es gut, dass man in Berlin im Kleinen beginnt – an einem Ort, in einer Apotheke, die schon im Rahmen der Zukunftsregion Digitale Gesundheit (ZDG) bei einem ersten E-Rezept-Projekt dabei war. Denn aus Overwienings Sicht ist es auch wichtig, dass die Apotheken mit den neuen Abläufen rund um die elektronische Verordnung vertraut sind und dort keine Blockaden oder Ängste mehr bestehen. Schließlich werden insbesondere die Apotheken gefordert sein, den Patienten das E-Rezept nahezubringen und zu erklären. Denn Umfragen – zuletzt eine von der ABDA selbst initiierte – zeigen, dass die allerwenigsten Menschen wissen, dass das E-Rezept zum Jahreswechsel bundesweit kommt. Ob sie letztlich Vertrauen gewinnen, werde „in großem Maße an uns liegen“, sagte Overwiening. Daran, wie sich die Apotheken positionieren, mögliche Ängste abbauen und das Potenzial der Digitalisierung wahrnehmen.

Zeit bleibt bis Anfang Januar auf jeden Fall – erst dann ist das E-­Rezept als Pflichtanwendung vorgesehen. Auch Lamboy rät seinen Kollegen, jetzt ruhig zu bleiben, Seminare zu besuchen, sich um die Softwareausstattung in der Apotheke zu kümmern – dann werde es auch mit dem Schritt für Schritt näher kommenden E-Rezept klappen.

Mehr als 90 Prozent der Apotheken technisch bereit

Die ABDA verkündete vergangene Woche per Pressemitteilung, dass die Apotheken jedenfalls technisch gut auf das E-Rezept vor­bereitet sind. Mehr als 90 Prozent der Apotheken vor Ort seien schon jetzt mit den notwendigen Komponenten der Telematikinfrastruktur ausgestattet. Nicht ganz so ­rosig sieht es aber auf Ärzteseite aus – hier kommen die Hersteller der Praxisverwaltungssysteme ­offenbar nicht ganz so schnell hinterher. |

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