Gesundheitspolitik

Kontroverse über Kinderimpfungen

STIKO wartet auf neue Daten zur COVID-19-Impfung / Bayern und Schleswig-Holstein machen Schülern Impfangebote

cha | Die Inzidenzen steigen und in den ersten Bundesländern sind die Sommerferien bereits zu Ende. Aber wird in diesem Herbst ein weitgehend normaler Schulbetrieb möglich sein? Hilfreich dabei wäre eine möglichst hohe Impfquote bei den 12- bis 17-Jährigen. Doch während die STIKO zögert, die Impfung für alle in dieser Altersgruppe zu empfehlen, schaffen einzelne Bundesländer ein Angebot jenseits der Kinderarztpraxen.
© Kai Felmy

Zwar gibt es mittlerweile zwei Impfstoffe gegen COVID-19 – von Biontech und Moderna –, die ab 12 Jahren zugelassen sind. Doch die Ständige Impfkommission (STIKO) bleibt zumindest vorerst dabei, die Impfung nur Kindern und Jugend­lichen von 12 bis 17 Jahren zu empfehlen, die aufgrund von Vorerkran­kungen ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf der COVID-19-Erkrankung haben. Ob es bei dieser Einschränkung bleibt, macht man vom Vorliegen neuer Daten abhängig. Das könnte schon in den nächsten zwei bis drei Wochen der Fall sein, kündigte STIKO-Mitglied Prof. Fred Zepp vergangenen Mittwoch im ZDF Heute-journal an.

Klar ist: Die Impfung von 12- bis 17-Jährigen ist durchaus möglich. Doch angesichts der fehlenden Empfehlung der STIKO und der vielerorts kritischen Haltung der Kinderärzte schrecken Eltern häufig davor zurück, ihre Kinder impfen zu lassen. Am vergangenen Freitag waren laut dem Robert Koch-Institut 19,7 Prozent der 12- bis 17-Jährigen einmal und 9,3 Prozent vollständig geimpft.

Angesichts dieser Zahlen wird die Politik ungeduldig. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder kritisiert schon länger die Haltung der STIKO, nun werden in Bayern Nägel mit Köpfen gemacht. Ver­gangenen Dienstag sprach sich laut dem „Bericht aus der Kabinetts­sitzung“ der Ministerrat dafür aus, „allen Schülerinnen und Schülern ab 12 Jahren in Bayern in den Impfzentren ein Impfangebot ab Mitte August 2021 zu machen“. Die dafür erforderlichen Schritte sollen die Staatsministerien für Unterricht und Kultus sowie für Gesundheit und Pflege in die Wege leiten.

Auch in Schleswig-Holstein will man nicht auf die STIKO warten. Bei der traditionellen Pressekonferenz zum Schuljahresbeginn kündigte Bildungsministerin Karin Prien am vergangenen Mittwoch an, dass ab 19. August an 250 Standorten im Land den Schülern und allen an Schulen Beschäftigten ein Impfangebot durch mobile Impfteams der KVSH gemacht werden soll – freiwillig und kostenlos.

Rückenwind erhalten diese Aktionen von der Vorsitzenden des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Dr. Ute Teichert. Diese äußerte vergangenen Mittwoch gegenüber Zeitungen der „Funke Mediengruppe“ deut­liche Kritik am Vorgehen der STIKO: „Wenn die Vakzine getestet, geprüft und zugelassen sind, sehe ich keinen Grund, sie nicht zur Impfung zu empfehlen, auch für Jüngere.“ Diese seien derzeit am stärksten betroffen, „warum sollten wir diese Altersgruppen nicht vor Corona schützen?“ |

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