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Gesundheitspolitik
Oberhänsli: Mit den Vor-Ort-Apotheken gegen Amazon
Overwiening betont Mehrwert des E-Rezepts und warnt davor, Fotos des QR-Codes an Versender zu schicken
Wie sieht es mit dem E-Rezept aus? Hierzu befragte der Apotheker und hih-Experte („Director Pharmacy“) Ralf König den Chef der Schweizer Zur Rose-Gruppe Walter Oberhänsli und ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. Beide gestehen dem E-Rezept durchaus einen Mehrwert zu. Beim Zur-Rose-Chef ist das bestens bekannt, aber auch Overwiening sieht die Vorteile für die Apotheken: Formelle Fehler könnten automatisch verhindert werden, die Abrechnung werde vereinfacht, die Daten der Patienten würden direkt gesichert. All dies sollte die Kollegen durchaus motivieren, meint die ABDA-Präsidentin. Dass das E-Rezept von vielen Apothekern noch als Bedrohung wahrgenommen werde, basiere auf der Annahme, dass mit dem E-Rezept der Versandhandel unterstützt werde. „Das ist ein grundsätzlicher Irrtum.“ Das E-Rezept sei Teil der Digitalisierung und helfe den Apotheken vor Ort, die „im Back End“ ohnehin schon digitalisiert seien, damit nun ins „Front End“ aufzuschließen. Digitalisierung, betonte Overwiening, sei nicht Versand – eine Verkaufsform, die es schon im letzten Jahrtausend bei Neckermann und Quelle gab. Die Furcht vor dem E-Rezept sei nur durch diesen Rutsch ins „falsche Synonym“ entstanden, meint die ABDA-Präsidentin. Die Apotheken seien jedenfalls bereit fürs E-Rezept – und dass sie digital bestens aufgestellt seien, zeige auch die erfolgreiche Ausstellung der digitalen COVID-19-Zertifikate.
Convenience überzeugt die Kunden mehr als Boni
Oberhänsli zeigte sich erfreut, dass auch Overwienig den Nutzen des E-Rezepts grundsätzlich erkennt. Zudem relativierte er die ihm zugeschriebene Aussage, sein Unternehmen strebe in den nächsten fünf Jahren an, seinen Marktanteil im Rx-Markt von derzeit 1 auf 10 Prozent zu erhöhen. Zwar wolle Zur Rose sicher seinen Rx-Anteil durch das E-Rezept steigern – auf die fixe Zahl will sich Oberhänsli aber nicht festlegen lassen. 10 Prozent erschienen mit einem Blick auf Schweden allerdings möglich. Dort habe man diesen Anteil bereits erreicht – und das, obwohl es auch dort Festpreise für Arzneimittel gebe. Boni spielten dabei gar keine Rolle, es sei die Convenience, die die Kunden – vor allem Chroniker – vom Versand überzeuge.
Der Zur-Rose-Chef ist sich sicher: Was sein Unternehmen – allen voran DocMorris – mache, ist etwas „grundsätzlich Gutes“. Es gehe um Qualität, die erst durch Digitalisierung entstehe. Er hält auch nichts davon, den Versandhandel gegen die stationäre Versorgung zu stellen – seine Vision ist die Plattform, die mehrere Player verknüpft und damit Mehrwert für die Patienten generiert. „Hier ist mein Petitum: Lassen Sie uns doch diese Plattformen – es wird ja nicht nur eine sein – letztlich gemeinsam anstreben und bitteschön das Feld nicht denjenigen überlassen, die wirklich niemand will, damit meine ich Amazon und Konsorten.“
Bleibt die Frage, wie die E-Rezepte in die (Versand-)Apotheken kommen. Vorerst werden die allermeisten Patienten vom Arzt einen auf Papier gedruckten QR-Code bekommen, den die Apotheke einlesen kann. Denn damit die Ärzte diesen „Schlüssel“ zum (in der TI hinterlegten) E-Rezept-Datensatz direkt aufs Smartphone übertragen können, brauchen die Patienten ein NFC-fähiges Handy, zudem einen PIN ihrer Kasse – das sind hohe technische Hürden, die zu überwinden sind. Overwiening mahnt: Dies dürfe nicht dadurch geschehen, dass man schlicht ein Foto vom QR-Code macht und dieses an eine Versandapotheke schickt. Einen solchen „Bruch im System“ dürfe man nicht zulassen. Dem entgegnete Oberhänsli „Warum denn nicht?“ – er jedenfalls glaubt nicht, dass die Kunden weiterhin bereit sein werden, Zettel in einen Umschlag zu stecken und per Post an eine Versandapotheke zu schicken. Die ABDA-Präsidentin bleibt jedoch dabei: „Wir dürfen die Kunden nicht motivieren, leichtfertig mit schützenswerten Daten umzugehen.“ |
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