Wirtschaft

Angriff auf Apotheken

FAZ: Mehr Arzneimittel aus Super- und Drogeriemärkten

cha | Pünktlich zum Beginn des Deutschen Apothekertags am vergangenen Mittwoch veröffentlichte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) den Beitrag „Apotheken unter Druck“, in dem die aktuelle Form der Arzneimittelversorgung infrage gestellt und eine Einbeziehung von Supermarkt- und Drogerieketten gefordert wird.

Dass sich in der Wirtschaftsredaktion der FAZ neoliberale Ideen von der Arzneimittelversorgung äußerster Beliebtheit erfreuen, ist bekannt. Doch nun hat es ein entsprechender Beitrag in den an und für sich seriösen Wissenschaftsteil geschafft. Die Argumentation ist dieselbe: Das Apothekensystem sei viel zu teuer, anhand eines geschickt herausgepickten Beispiels wird vorgerechnet, dass die Apotheke an einem Arzneimittel fast so viel verdiene wie der Hersteller. Auch der nächste Kritikpunkt ist wenig originell: Der Apotheker suche nur die Arzneimittel heraus und lese aus dem Computer die Gebrauchsanweisung ab. Dafür sei er aber überqualifiziert, das könne – wie in den USA – auch das Personal einer Supermarkt- oder Drogeriekette. Dass sich dort spezielle Apothekenecken finden mit angestellten Apothekern, scheint dem Autor entgangen zu sein.

Ohnehin ist der ganze Beitrag nicht von allzu viel Sachkenntnis getrübt. „Ein Apotheker kann nicht einsehen, welche Medikamente der Patient nimmt und welche Wechselwirkungen entstehen können“, wird behauptet. Dass das natürlich geht, wenn es sich um Stammkunden handelt, hätte eine Vor-Ort-Recherche gezeigt. Aber der Autor fragt lieber „Fachleute“, die sein Urteil über die Unzeitgemäßheit des deutschen Apothekensystems teilen. Diese meinen, dass „ein gut inte­griertes Zusammenspiel von Apotheken, Arzneimittel verkaufenden Supermarkt- und Drogerieketten und Versandapotheken“ möglicherweise am ehesten langfristig zukunftsfähig sei. Die Frage des Wechselwirkungschecks ist dabei längst auf der Strecke geblieben. |

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