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Gesundheitspolitik
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Nachwuchs für Apotheken gewinnen – TGL-Ehrenvorsitzende Hoch hat Vorschläge
15 Jahre lang war Heidrun Hoch Vorsitzende der Tarifgemeinschaft der Apothekenleiter (TGL) in Nordrhein. Auf der Jahreshauptversammlung am vergangenen Mittwoch in Neuss übergab sie ihr Amt an Constantin Biederbick, der zuvor ihr Stellvertreter war. Hoch wurde zugleich Ehrenvorsitzende.
Den größten Teil ihres letzten Berichts widmete die scheidende TGL-Vorsitzende Hoch dem Thema „Fachkräftemangel“. Eingangs verwies sie auf die Aussage von ABDA-Hauptgeschäftsführer Sebastian Schmitz beim Deutschen Apothekertag Mitte September in Düsseldorf, dass bis 2029 ein altersbedingter Ersatzbedarf an zusätzlichen Apothekern von bis zu 28.400 Vollzeitäquivalenten bestehen werde. Zeitgleich erwarte man aber nur 20.000 bis 23.000 neue Approbationen.
Geld sei zwar nicht alles, so Hoch, aber eine wesentliche Grundlage. Wenn junge Menschen sich für einen Beruf entscheiden, schauten sie nicht nur interessengerichtet, sondern sie informieren sich auch über Verdienstmöglichkeiten – erst dann nach den Arbeitsbedingungen. Selbst, wenn die Zahl an Studien- und Ausbildungsplätzen erhöht werde, steige damit nicht unmittelbar die Anzahl der Berufsabsolventen, die in die öffentliche Apotheke wollen. Derzeit entscheide sich nur ein Drittel der Approbierten für eine Tätigkeit in der Apotheke. Dazu komme der immer häufiger geäußerte Wunsch nach Teilzeit.
Basis- oder Sockelbetrag
Hoch fürchtet, Angebot und Nachfrage könnten hier langfristig den Preis bestimmen, „soweit das nicht jetzt schon zu spüren ist“. Doch einer Umfrage unter TGL-Mitglieder zufolge vertritt mehr als die Hälfte von ihnen eher die Meinung, dass dem Fachkräftemangel nicht durch Lohnerhöhungen zu begegnen sei. „Wenn wir es nicht übers Geld regeln, wie regeln wir es dann?“, fragte Hoch.
Als einen möglichen Ausweg aus dem Dilemma bringt Hoch einen Basis- oder Sockelbetrag ins Spiel, der zumindest da eingesetzt werden könnte, wo es nötig erscheint. Dazu zählt sie auch leistungsbezogene Gehaltsanteile und die Implementierung von Fort- und Weiterbildungsmodulen.
Außerdem hat sie einen weiteren Denkansatz mit „Außenwirkung“. So gut wie alle Apotheken zahlten inzwischen „über Tarif“, was außerhalb der Branche aber so gut wie keiner wisse. „Hier könnten wir einen positiven Effekt erreichen, wenn wir die tarifliche Tabelle an die tatsächlich gezahlten Löhne schrittweise annähern würden“, schlug Hoch vor. Das ginge jedoch nur, wenn zeitgleich übertarifliche Anteile in gleicher Weise zurückgefahren werden. Damit könne die Schere nach und nach geschlossen werden und würde nicht weiter auseinandergehen. „Vielleicht wäre es tatsächlich klüger, sich ein wenig ‚ehrlicher‘ zu machen“, gibt sie zu bedenken. Dies habe man ohnehin schon bei den Zulagen für Filialleiterinnen und -leiter ein Stück weit geschafft. „Zumindest haben wir die Erwartung herunterfahren können, dass auf tarifliche Vereinbarungen immer noch ein deutliches Schippchen obendrauf kommen muss!“ |
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