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Gesundheitspolitik
AOK Bayern und Zava starten Pilot zum Wiederholungsrezept
Ohne Besuch beim Arzt vor Ort: Versicherte der AOK Bayern können in zwei Indikationen digitale Wiederholungsrezepte erhalten
Seit Anfang 2020 stehen die rechtlichen Grundlagen für Wiederholungsrezepte: Ärzte sollen beim Ausstellen eines Rezepts vermerken können, dass der Versicherte das verordnete Arzneimittel insgesamt bis zu viermal innerhalb eines Jahres in einer Apotheke beziehen darf, ohne eine weitere Verschreibung vorlegen zu müssen (§ 31 Abs. 1b SGB V). Vor allem die Ärzteschaft sah diesen Schritt von Anfang an kritisch. Die Selbstverwaltung – GKV-Spitzenverband, Kassenärztliche Bundesvereinigung und Deutscher Apothekerverband – war sodann gefordert, die Details zum neuen Verordnungsweg auszuarbeiten. Doch dies geschah nur schleppend. Bis heute gibt es keine Mehrfachverordnung. Vielmehr verständigte man sich, zunächst auf das E-Rezept zu warten. Und bekanntlich ist auch hier der Zeitplan des Gesetzgebers ins Wanken geraten. Gut möglich, dass ein weiteres Jahr ins Land geht, ehe die Wiederholungsrezepte flächendeckend in der Versorgung ankommen.
Nun prescht die AOK Bayern jedoch vor: Zusammen mit dem britischen Online-Arztportal Zava verkündete sie am vergangenen Donnerstag, dass sie das elektronische Wiederholungsrezept für gesetzlich Versicherte in Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärzten startet – ganz ohne Besuch beim Arzt vor Ort.
Kooperation mit Zava und Noventi läuft seit Mai
Bereits seit Mai 2021 kooperieren die AOK Bayern und Zava: Seitdem können bei der AOK Bayern Versicherte bei Atemwegserkrankungen die ärztlichen Onlinesprechstunden nutzen. Dabei ausgestellte Rezepte werden elektronisch direkt an eine gewünschte Apotheke vor Ort oder an eine Versandapotheke weitergeleitet. Zava sorgt dabei für die Anbindung der Telemediziner – mitmachen kann grundsätzlich jeder niedergelassene Hausarzt mit Vertragsarztsitz in Bayern. Noventi wiederum sichert die technischen Voraussetzungen für die Anbindung der Vor-Ort-Apotheken. Überdies arbeitet Zava mit der niederländischen Shop Apotheke zusammen. Sie ist als EU-Versender an dem Vertrag beteiligt.
Fünf Hausärzte machen mit
Nun sind die AOK Bayern und Zava den nächsten Schritt gegangen: Seit dem 30. November 2021 können Patienten für die Krankheitsbilder Asthma und Schilddrüsenunterfunktion nun erstmals Wiederholungsrezepte digital abrufen – es geht also um Chroniker, die medikamentös gut eingestellt sind. Laut AOK Bayern war die Erprobung des Wiederholungsrezeptes bereits bei Abschluss des Selektivvertrags mit Zava und Noventi geplant. Das Interesse der Niedergelassenen ist offenbar begrenzt. Derzeit nehmen fünf bayerische Hausärzte am Pilotprojekt teil.
Und so funktioniert es
Der Ablauf funktioniert den Partnern zufolge folgendermaßen: Der behandelnde Arzt entscheidet zu Beginn in einer Videosprechstunde über die erste Verordnung und schaltet, wenn medizinisch geboten, das neue Angebot für die Wiederholungsrezepte frei. Sodann füllen diese Patienten alle drei Monate einen medizinischen Fragebogen bei Zava aus. Diesen, so heißt es in der Pressemitteilung, prüfe der verschreibende Arzt, bevor er anschließend das Rezept ausstellt – „sofern keine medizinischen Einwände bestehen“. Patienten könnten dann wählen, ob ihr digitales Rezept an eine von „zahlreichen teilnehmenden Apotheken vor Ort in Bayern oder an eine Versandapotheke“ übermittelt werden soll. Ein gesichertes Patientenkonto soll Ärzten wie Patienten Überblick verschaffen, wie oft das Arzneimittel noch als Wiederholungsrezept angefragt werden kann.
Zava preist „Pioniergeist“
„Mit dem neuen Angebot ersparen wir den Versicherten zusätzliche Wege und entlasten Praxen während der Corona-Pandemie“, kommentiert Christina Sabic, Geschäftsbereichsleiterin Ambulante Versorgung bei der AOK Bayern, das Angebot.
Und David Meinertz, Gründer und CEO von Zava, sagt: „Mit der Videosprechstunde und dem Wiederholungsrezept haben die Versicherten der AOK Bayern jetzt eine Alternative zum Besuch in der Arztpraxis. Bisher richtete sich das Angebot von Zava vor allem an Patienten privater Kassen und an Selbstzahler, jetzt können auch die gesetzlich Versicherten von unserem innovativen Service profitieren. Mein Dank gilt der AOK, die mit dem Projekt erneut ihren Pioniergeist für eine moderne und am Menschen orientierte Patientenversorgung bewiesen hat.“ |
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