Gesundheitspolitik

Schnelltests für Laien schon verfügbar

Spucken oder abstreichen: Einzelpackungen stehen bei den Vertreibern bereit

cha | Erst kürzlich entschloss sich das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) dazu, dass zukünftig SARS-CoV-2-Schnelltests auch an Laien abgegeben werden dürfen. Doch entsprechende Produkte, hieß es, seien derzeit noch nicht so ausgereift, dass eine unmittelbare Zulassung bevorstehe. Das sehen die Anbieter der Tests ganz anders.

In Österreich ist man uns um einiges voraus: Die Schüler werden sich zukünftig mindestens einmal in der Woche selbst auf SARS-CoV-2 testen. Volksschüler und Sonderschüler bekommen die Tests mit nach Hause, die anderen führen sie unter Aufsicht in der Schule selbst durch. Verwendet wird dabei der Lepu Medical Test, der auch in Deutschland von verschiedenen Anbietern erhältlich ist und sich auch auf der BfArM-Liste der Antigentests, die den Mindestanforderungen des Paul-Ehrlich-Instituts entsprechen, findet. Das Besondere: Es ist kein Nasopharyngealabstrich notwendig, vielmehr wird ein Tupfer in die Nasenhöhle gesteckt und fünfmal im Kreis gedreht. Auch die weitere Durchführung ist für Laien problemlos möglich.

Nun ist bekanntlich auch in Deutschland geplant, die Medizinprodukte-Abgabeverordnung so zu ändern, dass Antigentests an Laien abgegeben werden dürfen. „Wir sprechen ausdrücklich von Selbsttests, die einfacher zu handhaben sind“, erklärte dazu ein Sprecher des BMG am vergangenen Montag. „Noch gibt es keine Schnelltests, die so zertifiziert sind und in der Menge verfügbar wären, dass sie für so eine Ver­ordnung infrage kommen.“

Warten auf den Startschuss

Doch anscheinend ist das BMG hier nur unzureichend informiert. Einer der Anbieter des Lepu Medical Tests in Deutschland, der nicht genannt werden will, zeigt sich gegenüber der AZ verwundert darüber, dass das Ministerium verbreite, es seien derzeit noch keine Tests verfügbar, die von Laien angewendet werden können. Offenbar sei dort nicht bekannt, dass dies sehr wohl der Fall ist, und er habe Minister Jens Spahn diesbezüglich auch schon angeschrieben. Vorbereitet auf die Abgabe an Laien ist unser Gesprächspartner bereits: Die Tests gibt es neuerdings in der Einzeldosis, der Vertrieb soll vorzugsweise über die Apotheken erfolgen.

Neben dem Abstrich in der Nase bietet sich die Probeentnahme durch Spucken an. Auch hier gibt es Anbieter, die vorbereitet sind und nur auf den Startschuss aus dem BMG warten. Bei der Firma Care Integral in Bad Schwartau sind schon einzeln verpackte Tests verfügbar, erklärt Timo Scharpenberg, Geschäftsführender Gesellschafter, gegenüber der AZ. Dabei wird durch einen kleinen Trichter in ein Röhrchen mit einer Lösung gespuckt und damit der Test durchgeführt. Vorbestellungen werden bereits angenommen, und es ist sogar ein Plakat erhältlich. Als Vertriebspartner sieht man in erster Linie die Apotheken und den medizinischen Fachhandel.

Doch wie soll die geplante Zertifizierung der Tests für Laien überhaupt erfolgen? Auf Anfrage der AZ wiederholte die Presseabteilung des BMG lediglich die Äußerungen vom vergangenen Montag: Die konkrete Ausgestaltung der Medizinprodukte-Abgabeverordnung sei „noch Gegenstand regierungsinterner Beratungen“, Selbsttests sollten zugelassen werden, seien allerdings „noch nicht so ausgereift und verfügbar, dass eine Zulassung unmittelbar bevorstehen würde“. Auf den Hinweis der AZ, dass der in der BfArM-Liste genannte Lepu Medical Test in Österreich bereits als Selbsttest eingesetzt werde, ging die Pressestelle dann nicht mehr ein. |

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