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„Habe versucht, das in Berlin zu klären“

Sachsens Ministerpräsident hält das Testhonorar für die Apotheken für zu niedrig

cm | 15 Euro für Ärzte, aber nur 12 Euro für Apotheken – auch in Sachsen wird das Honorar für Corona-Testungen als ungerecht empfunden. Beim Sächsischen Apothekertag trafen der Präsident der Apothekerkammer Sachsen, Friedemann Schmidt, und Verbandschef Thomas Dittrich auf den Ministerpräsidenten des Freistaats, Michael Kretschmer – und dieser wünscht sich mehr Zugeständnisse für die Apotheken.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) kann den Ärger der Apotheker verstehen. Ihre Vergütung für das Testen auf SARS-CoV-2 ist aus seiner Sicht zu niedrig angesetzt. Das betonte er am Montag beim Sächsischen Apothekertag in Dresden. Gerne hätte er, wie etwa die Landesregierung in Bayern, aus Landesmitteln auf 15 Euro aufgestockt – das sei aber angesichts der vielfältigen finanziellen Belastungen während der Pandemie nicht möglich gewesen. „Ich habe versucht, das in Berlin zu klären“, so der Ministerpräsident – offenbar erfolglos.

Dabei hätten die Apotheken in der Krise eine gute Figur gemacht: „Sie haben nicht nur kritisiert, sondern sind in Vorleistung gegangen“, erinnerte Kretschmer. Nicht nur beim Testen, sondern auch bei der Ausgabe der Schutzmasken und der Herstellung von Desinfektionsmitteln waren die Apotheken zur Stelle. „Ich bin dankbar für die Unterstützung.“

Der Präsident der Sächsischen Apothekerkammer und ehemalige ABDA-Präsident, Friedemann Schmidt, suchte eine Erklärung dafür, dass die Apotheken von der Politik leider zu oft vergessen werden. Seine Theorie: Die Apotheken sind zu gut darin, sich selbst zu helfen. „Wir haben zu politischen Gesprächen immer gleich Lösungen mitgebracht“, sagte Schmidt. Die Ärzte dagegen neigten dazu, erst mal das Problem zu beschreiben. „Das hat den Eindruck erweckt, um die Apotheken müsse man sich keine Sorgen machen, die können sich selbst helfen“, so der Präsident. „Wir sind ­Opfer unseres eigenen Erfolgs ge­worden.“

Thomas Dittrich, Vorsitzender des Sächsischen Apothekerverbands und DAV-Chef, sieht drei entscheidende Faktoren dafür, dass die Kolleginnen und Kollegen vor Ort in der Pandemie alle Herausforderungen gemeistert haben: Verantwortungsbewusstsein, Kreativität und Risikobereitschaft. Diese Tugenden seien vor allem bei der Herstellung der Desinfektionsmittel und der Beschaffung der damals knappen Ausgangsstoffe zum Tragen gekommen.

Kretschmer versicherte, was die Ausbildung des pharmazeutischen Nachwuchses am Standort an der Uni Leipzig betrifft, sei er am Ball. Möglicherweise könne er diesbezüglich schon bald Fortschritte vermelden. Zudem müsse es das Ziel sein, den „Kern der Apotheke“ zu sichern. „Dafür wird sie sich aber auch verändern müssen.“ In den Gesprächen mit den Apothekern nach dem EuGH-Urteil von 2016, in dem die Luxemburger Richter die Arzneimittelpreisbindung für EU-Versender für nichtig erklärt hatten, sei ihm klar geworden, wie DocMorris und Co. den Präsenzapotheken das Geschäftsmodell „wegknabbern“.

Diesbezüglich liege aber auch ein Stück Verantwortung bei den Bürgern. Wenn wieder eine öffentliche Apotheke schließen müsse, ärgerten sich die Menschen vor Ort. Doch wer seine Medikamente im Internet bestellt habe, statt auf die Strukturen vor Ort zu setzen, habe „seinen Teil dazu beigetragen“. Kretschmer sprach sich klar dagegen aus, dem Versandhandel weiteren Raum zu geben. „Und wenn man ihn an einzelnen Stellen zurückdrängen könnte, wäre ich nicht böse darum.“ |

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