Prisma

Doping-Lügen haben kurze Beine

Wie ertappte Sportler reagieren

Foto: adragan/AdobeStock

us | Die olympischen Spiele finden dieses Jahr in Tokio statt und sollen am 23. Juli beginnen. Auch wenn aufgrund der Pandemie nur wenige Zuschauer zugelassen sind, dürfte die Motivation der Sportler hoch sein. Der ein oder andere könnte gar in Versuchung geraten, sich durch Doping einen unfairen Vorteil zu verschaffen. Wer unter Verdacht gerät, wird zunächst versuchen, sich herauszureden. Der Sportwissenschaftler Dr. Marcel Reinold von der Georg-August-Universität in Göttingen hat nun anhand der Autobiografien von sechs des Dopings überführten Rennradfahrern untersucht, welche Kommunikationsstrategien die Übeltäter einsetzten, um die Anschuldigungen zu entkräften. Während manch einer das Ausmaß des Dopingproblems im Radsport herunterspielte, täuschten andere mangelndes Wissen über gängige Dopingpraktiken vor oder ließen entscheidende Details weg. Betrüger gaben an, nie im Laufe ihrer Karriere in Versuchung gekommen zu sein zu dopen. Bereits überführte Dopingsünder dagegen beschrieben detailliert verschiedene Szenen, die den Druck auf sie erhöhten, selbst auch zu dopen. Eine beobachtete Kommunikationsstrategie beinhaltete, Doping an sich zu verurteilen, überführte Sünder aber trotzdem in einem neutralen oder positiven Licht darzustellen. Gerne wurde auch die Strenge von Anti-Doping-Maßnahmen übertrieben, um die Leser davon zu überzeugen, dass es mit den geltenden Vorschriften und modernen analytischen Methoden quasi nicht möglich sei, erfolgreich zu dopen. Mehrere der später überführten Dopingsünder präsentierten sich in ihren Biografien außerdem als Opfer eines Generalverdachtes. Sie sahen dadurch ihren Ruf gefährdet und beschrieben Schwierigkeiten, neue Sponsoren zu finden. Wer mehr über die Dopingpraktiken von Olympiateilnehmern wissen will, wird jedoch nicht auf deren Autobiografien warten und diese analysieren wollen. Stattdessen könnte man auf verdächtige Aussagen und Mikrogesten während einer Pressekonferenz achten. |

Literatur

Reinold, M. Techniques of deceptive communication about doping, European Journal for Sport and Society 2021. doi:10.1080/16138171.2021.1930944

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