Arzneimittel und Therapie

Endometriose-Rezidivprophylaxe nur mit Dienogest?

Gestagen ähnlich effektiv wie Estrogen/Gestagen-Kombination

Bei Endometriose-Patientinnen findet sich Endometrium-ähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutter, was zu starken Schmerzen und Blutungen führen kann. Eine operative Entfernung der Herde ist zwar möglich, jedoch erleiden 40 bis 50% der betroffenen Frauen innerhalb von fünf Jahren ein Rezidiv. Als Rezidivprophylaxe stehen kombinierte orale Kontrazeptiva sowie das Gestagen Dienogest zur Verfügung. Welche Therapieoption dabei mehr Lebensqualität bei weniger Nebenwirkungen verspricht, wurde in Südkorea untersucht.

Allen 52 Studienteilnehmerinnen waren vor Studienbeginn operativ ovariale Endometrioseherde entfernt worden. 20 Frauen wurden dann zunächst über sechs Zyklen alle vier Wochen mit einem Gonadotropin-Releasing-Hormon(GnRH)-Agonisten (Leuprin®) behandelt. Um Nebenwirkungen zu reduzieren, erhielten sie während dieser Zeit täglich zusätzlich Cliovelle® (1 mg Estradiol und 0,5 mg Norethisteronacetat). Anschließend nahmen die 20 Frauen das kombinierte orale Kontrazeptivum YAZ® (0,02 mg Ethinylestradiol und 3 mg Drospirenon) ein. Die übrigen 32 Frauen bekamen nach der Operation über mindestens 24 Monate täglich 2 mg Dienogest (Visanne®). Während der Beobachtungszeit wurde regelmäßig die Lebensqualität der Patientinnen über einen Fragebogen ermittelt. Zusätzlich wurde die Knochendichte an zwei Stellen (Lendenwirbelsäule und Oberschenkelknochen) vor der Behandlung sowie nach sechs, zwölf und 24 Monaten gemessen. Schmerzen wurden auf einer Skala von 0 bis 10 erfasst und wiederauftretende Endometrioseherde per Ultraschall diagnostiziert.

Die Lebensqualität der beiden Gruppen unterschied sich zu keinem Zeitpunkt der Behandlung signifikant voneinander. Dies galt auch beim gezielten Vergleich einzelner Komponenten des Fragebogens (physische Gesundheit, psychologische Gesundheit, soziale Beziehungen und Umwelt).

Die Knochendichte der Lendenwirbelsäule nahm in beiden Gruppen in den ersten sechs Monaten der Behandlung ab (-3,5% vs. -2,3% in der Dienogest-Gruppe). Der Unterschied zwischen den beiden Therapien war jedoch nicht signifikant. Bei den Frauen, die das kombinierte orale Kontrazeptivum bekommen hatten, nahm die Knochendichte nach zwölf Monaten und 24 Monaten wieder zu, während sie in der Dienogest-Gruppe konstant blieb. Die Knochendichte des Oberschenkels nahm in beiden Gruppen im ersten Jahr ab und blieb dann über den Rest des Behandlungszeitraums gleich.

Im Behandlungszeitraum wurden in beiden Gruppen weder Schmerzen noch Rezidive berichtet.

Die Studie ist die erste, die Dienogest zur langfristigen Rezidivprophylaxe bei Endometriose direkt mit einem kombinierten oralen Kontrazeptivum verglichen hat. Die Ergebnisse legen nahe, dass Dienogest eine gleichwertige und effektive Therapieoption darstellen könnte. Da die Studie zwar prospektiv angelegt, aber nicht randomisiert war und nur eine relativ kleine Teilnehmerzahl einschloss, ist ihre Aussagekraft aber begrenzt. Größere Untersuchungen könnten insbesondere weitere Erkenntnisse zu den Auswirkungen der Behandlung auf die Knochendichte und zur langfristigen Wirksamkeit liefern. |

Literatur

Seo J-W et al. Comparison of long-term use of combined oral contraceptive after gonadotropin-releasing hormone agonist plus add-back therapy versus dienogest to prevent recurrence of ovarian endometrioma after surgery. Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol 2019. doi: 10.1016/j.ejogrb.2019.02.032

Apothekerin Sarah Rafehi

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