Arzneimittel und Therapie

Mit Lachgas gegen Depressionen

Auch niedrige Dosis wirkt effizient bei weniger Nebenwirkungen

mab | Etwa jeder dritte Patient mit Depressionen spricht nicht oder nur unzureichend auf eine Pharmakotherapie an. Für diese Patienten könnte möglicherweise das als Narkosemittel genutzte Distickstoffmonoxid, besser bekannt als Lachgas, eine Therapieoption darstellen. Bereits in vorherigen Studien konnte gezeigt werden, dass die Inhalation einer 50%igen Distickstoffmonoxid-Lösung bei Personen mit schwerer, therapieresistenter Depression die Symptome verbessern konnte. Jedoch wurde dieser Effekt nicht ganz nebenwirkungsfrei erkauft, etliche Probanden litten nach der Therapie an Übelkeit oder Kopfschmerzen. Daher hat es sich die Arbeitsgruppe um Nagele et al. zur Aufgabe gemacht, Lachgas auch in niedriger Dosierung an depressiven Patienten zu erproben. Alle 24 Patienten wiesen mit durchschnittlich 20,5 Punkten auf der Hamilton Depression Scale (0 bis 51 Punkte) eine schwere Depression auf. Im Cross-Over-Design bekamen alle Probanden der Phase-II-Studie über jeweils eine Stunde inhalativ 25% bzw. 50% Lachgas oder Placebo (Luft/Sauerstoff) verabreicht. Es zeigte sich, dass beide Lachgas-Konzentrationen ähnlich gut die Symptomatik der Betroffenen verbesserte: ­Bereits nach zwei Stunden verbesserte sich der Hamilton Depression Score im Vergleich zu Placebo um 0,75 Punkte unter 25% Lachgas und um 0,87 Punkte unter 50%. Der antidepressive Effekt hielt auch nach der Therapie weiter an (nach 24 Stunden: -1,41 vs. -1,93 Punkte; nach einer ­Woche: -4,35 vs. -2,44; nach zwei Wochen: -5,19 vs. -7,0). Gleichzeitig traten unter der geringeren Dosis weniger Nebenwirkungen auf. Bevor jedoch Lachgas im klinischen Alltag eine Option darstellen wird, müssen weitere Studien nun folgen. |

Literatur

Nagele P et al. A phase 2 trial of inhaled nitrous oxide for treatment-resistant major depression. Science Translational Medicine 2021. doi: 10.1126/scitranslmed.abe1376

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