„Babbelnde“ Bakterien

us | Ein Bakterium allein kann nicht viel Unheil anrichten. In entsprechender Menge aber können sie bakterielle Infektionen hervorrufen, die gerade in Zeiten vermehrter Antibiotikaresistenzen lebensgefährliche Konsequenzen haben. Dabei kommunizieren Bakterienpopulationen durch Signalmoleküle miteinander, um ihr Überleben zu sichern und ihre Vermehrung zu beschleunigen. Ein Bakterium allein könnte beispielsweise keinen effizienten Biofilm bilden, in dem es sich vor der Immunabwehr des Wirtes verstecken kann. Einer großen Gruppe gelingt es hingegen durch koordiniertes Vorgehen. Dabei verständigen sich die Bakterien durch sogenanntes Quorum sensing. Dabei sondern sie Signalmoleküle (Autoinduktoren) in das sie umgebende Medium ab. Wird eine bestimmte Schwellenkonzentration überschritten, kommt es zu einer synchronisierten Veränderung der Genexpression in der gesamten Population. Für ihre Forschungen auf dem Gebiet des Quorum sensing erhalten die beiden amerikanischen Mikrobiologen Prof. Bonnie Bassler und Prof. Michael Silverman den diesjährigen Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis. Der Preis wird jährlich am 14. März durch die Paul Ehrlich-Stiftung zum Geburtstag des Medizin-Nobelpreisträgers Paul Ehrlich für herausragende Leistungen in der biomedizinischen Forschung verliehen. Silverman und Bassler erforschten das Quorum sensing unter anderem an den marinen Bakterien Vibrio fischeri und Vibrio harveyi, die häufig in Symbiose mit anderen Meerestieren leben. Beide Bakterien sind biolumineszent, jedoch erst dann, wenn sie sich in einer ausreichend großen Gruppe per Quorum sensing darauf verständigt haben. Da wahrscheinlich alle Bakterien auf chemischem Wege kommunizieren, bieten sich hier neue Ansatzpunkte für die Therapie bakterieller Infektionen. Statt zu versuchen, sämtliche Erreger durch Antibiotika auszuschalten, könnte es mit neuen Mitteln gelingen, ihre Verständigung untereinander derart zu stören, dass den Bakterien eine Vermehrung unmöglich gemacht wird. |