Wirtschaft

Prognosen und Wünsche fürs neue Jahr (Teil 1)

E-Rezept prägt das Jahr 2022

Foto: VDARZ

Werner Dick

Der bundesweite Start des E-Rezeptes prägt die Digitalisierung der Apotheken im Jahr 2022. Die Modellprojekte hatten nur einer minimalen Anzahl von Apotheken eine Teilnahme ermöglicht. Dementsprechend gering sind die bisher gewonnen Erkenntnisse für einen Regelbetrieb der Apotheken im Zusammenspiel mit ihren nachgelagerten Prozessen, wie der Abrechnung. Es ist nicht zu erwarten, dass die Anzahl der elektronischen Verordnungen im ersten Quartal 2022 in gigantischem Ausmaß ansteigen wird, vielmehr ist eine langsam zunehmende Menge durch die Verlängerung der Modellprojekte zu erwarten. Dies bietet die Möglichkeit für alle Beteiligten, sich behutsam den neuen Prozessen zu nähern.

Die Apothekenrechenzentren haben im abgelaufenen Jahr den Vor-Ort-Apotheken verlässliche Rahmenbedingungen geboten. Sie konnten sich darauf verlassen, dass Leistungen nach der Coronavirus-Schutzmasken-Verordnung und der Coronavirus-Impfverordnung schnell und sicher abgerechnet wurden, indem die Rechen­zentren umgehend neue Abrechnungsprogramme geschaffen haben. Es ist wichtig zu wissen, dass es nicht alleine ein Computerprogramm ist, das die Abrechnung vornimmt, sondern vielmehr die Beschäftigten der Apothekenrechenzentren sich als „persön­liche Kümmerer“ um jegliche Abrechnungsaufgabe sorgen. Mehr Vereinheitlichung bei der Abrechnung von Modellvorhaben, wie z. B. Grippeimpfungen, verringern die Kostenentwicklungen für Programmierungen.

Auch im Jahr 2022 wird die Anzahl der öffentlichen Apotheken in Deutschland wieder sinken – zur Jahresmitte werden wir vermutlich weniger als 17.900 Apotheken als unsere Kunden haben. Dabei ist die Zahl der Entscheider in den Apotheken schon jetzt unter 14.000 Personen.

Diese systemgefährdenden Folgen will die Bundesregierung ver­meiden, indem der Nacht- und Notdienstfonds zu einem Sicherstellungsfonds weiterentwickelt werden soll. Die Rechenzentren werden ihre bereits jetzt mit dem Nacht- und Notdienstfonds eng verwobenen Arbeitsprozesse ausbauen, um den Vor-Ort-Apotheken eine maximale Unterstützung zu bieten.

Werner Dick, Vorsitzender des Vorstandes des Bundesverbandes der Apothekenrechenzentren (VDARZ)

Apotheken müssen sich digital positionieren

Foto: apoBank

Daniel Zehnich

Zuerst ist es einmal an der Zeit, allen Apothekerinnen und Apothekern Danke zu sagen. Mit ihrem außerordentlichen Einsatz tragen die Vor-Ort-Apotheken seit nunmehr fast zwei Jahren maßgeblich zur Pandemiebekämpfung bei. Nun wird das Jahr 2022 aller Voraussicht nach nicht weniger herausfordernd werden. Neben den klassischen To-dos im laufenden Betrieb und den andauernden Aufgaben rund um die Corona-Krise werden viele Apotheken auf Wunsch der Politik auch wegen der neuen Omikron-Variante bei den Corona-Impfungen unter­stützen. Auch die Einführung der neuen Pharmazeutischen Dienstleistungen steht weiterhin auf der Agenda. Hinzu kommen die fortlaufende Verbundbildung sowie eine wachsende Anzahl von Gesundheitsplattformen, die mit personalisierten Informations- und Gesundheitsangeboten auch für neue Kundengruppen ihre digitale Sichtbarkeit erhöhen wollen.

Und da wäre ja noch der Wechsel in eine neue Rezeptwelt. Nach Jahren der Vorbereitung ist das E-Rezept nun endlich da, zumindest bald − vielleicht. Aber trotz der Verschiebung der E-Rezept-Einführung gilt es, sich als Apotheke spätestens jetzt auch digital als breit aufgestellter Versorgungs- und Servicepartner mit vielen Kundenkontakten zu positionieren und dem Versandhandel gerade aus dem EU-Ausland nicht das Feld zu überlassen. Auch wenn die Zukunft unter Einbindung aller Akteure in der Fläche erst noch zeigen wird, wie erfolgreich die Einführung des E-Rezeptes verlaufen ist, die Richtung ist klar und erhält von der neuen Ampelkoalition Rückenwind.

Daniel Zehnich, Bereichsleiter Konzernstrategie und Gesundheitsmarkt bei der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (Apobank)

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