Gesundheitspolitik

Lauterbach: E-Rezept im Laufe des Jahres

Bundesgesundheitsministerium soll nach der Sommerpause Digitalstrategie erarbeiten

cha | Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach rechnet damit, dass die Zielmarke von 30.000 ausgestellten E-Rezepten im Sommer erreicht wird und dass die verpflichtende Einführung dann im Laufe des Jahres erfolgt.

Das kündigte Lauterbach bei der Eröffnung der DMEA, nach eigenen Angaben Europas wichtigster Messe und Kongress für die digi­tale Gesundheitsversorgung, am vergangenen Dienstag an. Wichtig ist ihm dabei, dass der Wert des E-Rezepts für die Patienten klarer erkennbar ist. Vermittelt werden müsse: „Was bringt mir das?“ Etwas unglücklich gewählt war allerdings das Beispiel, das Lauterbach anführte: Dank E-Rezept könnten die Medikamente in der Apotheke vorbestellt und dann nur noch abgeholt werden. Dass dies schon seit etlichen Jahrzehnten per Telefon und seit geraumer Zeit auch via Smartphone-Foto möglich ist, scheint noch nicht zu Lauterbach durchgedrungen zu sein.

Foto: imago images/Rainer Unkel

Karl Lauterbach sieht sich auch als Digitalisierungsminister.

Grundsätzlich stellte der Minister fest, dass sich das deutsche Gesundheitssystem nicht weiterent­wickeln lasse ohne einen strategischen Ausbau der Digitalisierung. Daher sehe er sich nicht nur als Gesundheitsminister, sondern als Digitalisierungsminister. Nach der Sommerpause werde in seinem Ministerium ein Strategieprozess ausgerollt. Bislang gebe es zwar viel Technik, aber keine wirklich gute Strategie. Diese Strategie müsse sein: „Wo wollen wir wann sein und was sind die Anwendungen, die zuerst dem Nutzer das Gefühl vermitteln: Wir machen hier eine andere Medizin.“ Mit Blick auf den Veranstalter der Messe, den Bundesverband Gesundheits-IT, der die IT-Anbieter im Gesundheits­wesen vertritt, kündigte Lauterbach an, alle Beteiligten einzubeziehen: Nach dem Sommer werde es ein großes Beteiligungsverfahren geben, kein „Schein-Miteinander“.

Tino Sorge: Keine neue Strategie, sondern Umsetzung

Kritisch äußerte sich Tino Sorge, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, zu Lauterbachs Plänen. Gegenüber „Handelsblatt Inside“ sagte er, eine Strategie bringe dem Gesundheitssystem wenig. Das Gesundheits­wesen sei zu dynamisch, als dass man es mit einem starren Strategiepapier „durchdigitalisieren“ könne. Die Kernaufgabe des Ministers sehe er nicht in der Entwicklung eines „jahrelangen Strategieprozesses“, sondern in der „politischen Führung inmitten konkurrierender Interessen“. Die Telematikinfrastruktur, die elektronische Patientenakte und das E-Rezept bräuchten keine neuerliche Strategie, sondern eine konsequente Umsetzung. |

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