Management

Der Apotheker als Manager

Aus der Praxis für die Praxis – Teil 9: Umgang mit Mitarbeitersorgen

Im heutigen Beitrag geht es um die Sorgen unserer Mitarbeiter und um die Frage, ob Sie als Führungskraft da helfen können. Natürlich sind unsere Möglichkeiten begrenzt, aber die nachfolgend aufgeführten Beispiele sind vielleicht anregend für Ihre Überlegungen.

1. Sorgenliste

Worüber machen wir alle uns aktuell wohl Sorgen? Die häufigsten Nennungen dürften lauten:

  • Klimakrise und steigende Energiekosten
  • Inflation und Wohlstandsverlust
  • Corona und gesundheitliche sowie soziale Konsequenzen
  • Angst vor militärischen Konflikten in Zusammenhang mit der Situation in der Ukraine

Hinzu kommen dann vielleicht noch ganz individuelle Sorgen im jeweiligen persönlichen Umfeld. Die Aufzählung verdeutlicht den Druck, dem wir aktuell ausge­liefert sind. Die Gedanken, die darum kreisen, entziehen uns wertvolle Energie und mindern unsere Leistungsfähigkeit.

Thematisieren Sie die Situation im Rahmen Ihrer Besprechungen und vermitteln Sie vertretbare Zuversicht. Weder Schwarzmalerei noch Beschönigung helfen weiter, aber gezielte Hilfen und Denkanstöße.

Greifen Sie einzelne Themen aus dem Sorgenkatalog heraus und stellen Sie einen Werkzeugkasten zusammen.

2. Ansatzpunkt Energie

Das Thema Energie lässt sich beispielsweise gut in Angriff nehmen, indem man aufzeigt, an welchen Stellen wir Energie nutzen und vielleicht verschwenden und wo jeder Einzelne etwas tun kann. Unterstützung bekommen Sie übrigens von den lokalen Verbraucherberatungen, die ganz ohne oder gegen geringe Gebühren routinierte Tipps geben können.

Erstellen Sie eine Liste aller technischen Geräte und Anlagen in der Apotheke und erfassen Sie den jeweiligen Stromverbrauch je Betriebsstunde und die geschätzte Strommenge, die das jeweilige Gerät im Jahr verbraucht. Loten Sie mit einem Energieberater Potenziale aus. Ersetzen Sie beispielsweise Ein/Aus-Schalter durch Bewegungsmelder, reduzieren Sie die Temperatur der Warmwasserversorgung, ersetzen Sie alte Heizungssteuerungen durch digitale Thermostate, setzen Sie die gewünschte Raumtemperatur um ein oder zwei Grad zurück etc.

Lassen Sie Ihre Mitarbeiter an der Umsetzung teilhaben und regen Sie diese Aktivitäten auch für den privaten Bereich an. Übernehmen Sie die Kosten oder geben Sie einen Zuschuss für eine Beratung der Verbraucherberatungsstellen. Berichten Sie über Verlauf und Ergebnisse der Beratung für die Apotheke und zeigen Sie auf, was jeder im Dienst und zuhause tun kann.

Stellen Sie zusammen, wie hoch der Wasserverbrauch ist und welche Kosten damit verbunden sind (Ver- und Entsorgungskosten). Prüfen Sie Einsparmöglichkeiten und bewerten Sie diese monetär. Zeigen Sie auf, dass Energiesparen nicht zulasten gewohnten Komforts gehen muss, sondern in erster Linie Verschwendungspotenziale hebt.

3. Ansatzpunkt Inflation und Wohlstandsverlust

Kaufkraftverluste durch steigende Preise erleben wir alle täglich beim Einkaufen. Je nach verfügbarem Budget entsteht Kopfschütteln oder Angst. Vor allem Haushalte mit niedrigem Einkommen spüren das in besonderer Weise. Künftige Tarifentwicklungen werden das sicher berücksichtigen müssen. Aber es gibt auch andere Möglichkeiten, das verfügbare Einkommen Ihrer Mitarbeiter zu steigern. Sprechen Sie mit Ihrem Steuer­berater, welche steuerbegünstigte Formen an Mitarbeitervergünstigungen es gibt, und schöpfen Sie sie aus.

Foto: Michaela Begsteiger/AdobeStock

Ist das Glas halb voll oder halb leer? Sorgen Sie für einen positiven Ausgleich.

Das Angebot ist vielfältig, wenngleich vereinzelt ein paar Rah­menbedingungen eingehalten werden müssen. Beispielhaft seien erwähnt:

  • Tankgutscheine
  • Essensgutscheine
  • Jobticket
  • Gesundheitsfördernde Maß­nahmen (z. B. Rückentraining, Ernährungsseminare)
  • Zuschüsse zu Kinderbetreuungskosten
  • Dienstfahrrad
  • Betriebliche Altersversorgung

In den meisten Fällen sind die Möglichkeiten nur gering ausgeschöpft. Die Vergünstigungen sind so für Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen interessant und lohnenswert.

Ein ähnliches Thema ist die Versorgungssituation Ihrer Mitarbeiter im Alter. Über die Höhe der gesetzlichen Rente bestehen oft sehr unrealistische Vorstellungen. Je früher sich Ihre Mitarbeiter Gedanken darüber machen, umso eher können sie gegensteuern. Gerade die Möglichkeiten zur betrieblichen Altersversorgung bieten hier gute Lösungen. Mit überschaubarem Aufwand lassen sich interessante zusätzliche Versorgungsbestandteile aufbauen. Und nicht zu vergessen ist das Argument einer dauerhaften Mitarbeiterbindung, wenn Sie hier mitspielen können.

Laden Sie doch Ihren Steuerberater einmal zu einer Teambesprechung ein und geben Sie Ihren Mitarbeitern Gelegenheit zum qualifizierten Dialog.

4. Ansatzpunkt Corona

Realistisch bleiben als Aktions­felder hier nur gute Präventionsmaßnahmen und klare Regeln bei Eintritt einer Erkrankung. Legen Sie fest, wie Ihre Mitarbeiter mit dem Thema im Dienst umgehen sollen (z. B. Maskenpflicht ja/nein, regelmäßige Tests ja/nein), und sorgen Sie für eine entsprechende Hygieneausstattung in Ihrer Apotheke. Gehen Sie mit gutem Beispiel voran und werben Sie für einen vorsichtigen Umgang mit Corona. Halten Sie Ihre Mitarbeiter an, bei Verdacht auf eine Infektion verantwortungs­bewusst zu handeln. Sprechen Sie über Impfempfehlungen und tragen Sie durch Ihre Expertise zu einer sachlichen Diskussion bei. Wir werden Pandemien auch in Zukunft sehen und sollten uns in unserem Umgang damit professionalisieren.

5. Ansatzpunkt Angst vor militärischen Konflikten

Auch hier bleibt uns nur die Option einer sachlichen Diskus­sion, unterstützt durch den Austausch und die Weitergabe von interessanten Artikeln oder Podcasts. Niemand kann in die Zukunft blicken, aber schlechte Nachrichten haben nun einmal etwas sehr Ansteckendes an sich. Und durch die Medien werden wir täglich von derartigen Nachrichten überschüttet. Gleichen Sie die Bad News etwas aus. Sorgen Sie für eine gute Stimmung im Team und lachen Sie miteinander. Beteiligen Sie sich an den Gesprächen, die Ihre Mitarbeiter untereinander führen, und sorgen Sie thematisch für einen Positivausgleich. Das Glas ist dann halb voll und nicht halb leer.

Mobilisieren Sie Unterstützung für Geflüchtete aus der Ukraine und vermitteln Sie Solidarität und Hilfsbereitschaft. Zeigen Sie auf, dass jeder etwas tun kann und nicht nur zusehen muss. Im direkten Kontakt mit den betroffenen Menschen entwickelt sich meist eine heilende Relativität. Bei allen Sorgen, es geht uns hierzulande viel besser als vielen anderen in unserer mittelbaren oder unmittelbaren Umgebung.

Seien Sie Vorbild bei der Sorgen­bewältigung.

Viel Erfolg bei der Umsetzung! |

In regelmäßiger Folge werden an dieser Stelle Themen des Managements für Apotheker behandelt. Autor ist Herr Ralf König, Vorstand der GUB AG, einer Beratungsgesellschaft mit jahrzehntelanger Erfahrung im Gesundheitswesen, insbesondere im Bereich Coaching und Organisation.

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