Gesundheitspolitik

„Schallende Ohrfeige für den Nachwuchs“

ABDA erneuert Kritik an Sparplänen / Ullmann fordert Nachjustierung

ks | Als „absolut versorgungs- und patientenfeindlich“ bezeichnet ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening die vergangenen Mittwoch vom Kabinett beschlossene Erhöhung des Kassenabschlags auf 2 Euro (s. o.). Nicht zufrieden damit ist auch der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Andrew Ullmann. Hier müsse nachjustiert werden, fordert er.

Die ABDA weist die Sparpläne in einer Pressemitteilung erneut scharf zurück: „Die Apotheken fordern stattdessen Planungssicherheit und eine angemessene Vergütungsanpassung aufgrund drastisch gestiegener Kosten.“ Sie hätten bewiesen, dass sie für ein krisenfestes Gesundheitswesen unverzichtbar sind. Das müsse politisch jetzt endlich honoriert werden. Sie arbeiteten hocheffizient, und ihr Anteil an den Aus­gaben der Krankenkassen sei inzwischen auf nur noch 1,9 Prozent gesunken. Auch das Apothekenhonorar ist trotz steigender Inflation seit fast zehn Jahren eingefroren.

Für ABDA-Präsidentin Overwiening ist die geplante 13-prozentige Erhöhung des Abschlags nicht hinnehmbar: „Das ist ein Schlag ins Gesicht für jede Apothekerin und jeden Apotheker.“ Für alle engagierten Apothekerinnen und Apotheker, gerade auch für den dringend benötigten Nachwuchs, sei das „eine schallende Ohrfeige“.

Overwiening verweist erneut auf die zahlreichen Sonderaufgaben, die Apotheken in der Pandemie übernommen haben. „Nun können, wollen und müssen die Apotheken sich endlich wieder ihren Kernaufgaben zuwenden, sollen aber durch rigide Sparmaßnahmen bestraft werden. Dieses Vorhaben ist absolut versorgungs- und patientenfeindlich!“

Foto: Deutscher Bundestag/Thomas Koehler

Andrew Ullmann (FDP) kritisiert die Ungleichverteilung zulasten der Leistungserbringer.

Auch Minister Karl Lauterbach würdigte vergangene Woche ausdrücklich die zusätzlichen Leistungen der Apotheken – ebenso die neuen Dienstleistungen, die sie mittlerweile anbieten. Doch das zeigt für Overwiening „bloß die Absurdität dieser Sparpläne“.

Welche Chancen gibt es jetzt, dass am Gesetzentwurf noch deutlich gefeilt wird? Lauterbach stellte klar, dass es sich um ein Gesetz handele, bei dem es gut sei, darüber lange zu sprechen. Allerdings wäre es nicht gut, wenn es sich verändere, so der SPD-Politiker. Die FDP hat indessen schon ein wenig für die Pharmaindustrie erreicht: Statt des Solidarbeitrags von 2 Milliarden Euro soll nun „nur“ eine Milliarde Euro über einen erhöhten Herstellerabschlag für patentgeschützte Arzneimittel eingespart werden. Und offenbar will die Bundestagsfraktion der Liberalen noch mehr. Ihr gesundheitspolitischer Sprecher Andrew Ullmann sagte dem „Tagesspiegel Background“: „Wir sehen sehr vieles weiter kritisch und werden das als Fraktion in die Verhandlungen entsprechend einbringen.“ So gebe es im geplanten Gesetz eine Ungleichverteilung zulasten der Leistungserbringer, wie zum Beispiel der forschenden Pharmaindustrie, der Ärzteschaft sowie der Apotheken. „Hier muss nachjustiert werden“, so Ullmann. |

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