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Gesundheitspolitik
Loben reicht den Apotheken nicht!
ABDA-Präsidentin Overwiening kritisiert bei der DAT-Eröffnung Politik und Krankenkassen
„Die Auswirkungen des Klimawandels (...) gefährden auch unser aller Gesundheit“, erklärte Overwiening das Interesse der Apotheker am Thema Klimawandel. Dabei gehe es nicht nur darum, die vom Menschen gemachte Erderwärmung zu begrenzen. Ebenso relevant sei die Frage, wie intakt unsere Biosphäre noch ist. Denn die Zerstörung intakter Ökosysteme spiele eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung von Zoonosen wie SARS-CoV-2.
Parallelen sieht Overwiening zum Apothekenwesen: Die über viele Jahrzehnte so bewährte wohnortnahe Arzneimittelversorgung durch Apotheker sei „ein ganz besonderes Ökosystem innerhalb unseres Gesundheitssystems“. Um das zu erhalten, helfe ebenso wenig wie bei der Pflege „das alleinige Klatschen und verbales Loben!“. Die Präsidentin verwies darauf, dass das apothekerliche Ökosystem gerade einmal 1,9 Prozent der Gesamtausgaben der gesetzlichen Krankenkassen beanspruche. 2005 habe dieser Anteil noch bei gut 2,8 Prozent gelegen. Anhand dieser beiden Zahlen könne man einordnen, warum Deutschland seither mehr als 3500 Apotheken verloren habe.
Entsprechend kritisch äußerte sich Overwiening zur geplanten Erhöhung des Kassenabschlags: „Es hat uns massiv verstört und verärgert, dass uns ein solcher Gesetzesentwurf gleichsam ‚vor die Füße geknallt‘ wird.“ Doch das soll sich nicht wiederholen: Minister Lauterbach habe bei einem ersten Gespräch am Freitag vor dem Apothekertag zugesagt, „dass Politik zukünftig mit uns Apothekerinnen und Apothekern über Veränderungen beraten wird und nicht über uns hinweg entscheidet“.
Die Kürzungspläne stünden in einem krassen Gegensatz zu dem im Koalitionsvertrag beschworenen Vorhaben, die Apotheken vor Ort zu stärken und die pharmazeutischen Dienstleistungen auszubauen. „So wird aus der angekündigten Apothekenstärkung eine Apothekenschwächung.“
Kritik übte die ABDA-Präsidentin auch am GKV-Spitzenverband: Die Verhandlungen über die pharmazeutischen Dienstleistungen seien „für unsere Verhandlungskommission eine regelrechte Zumutung, eine Tortur“ gewesen. „Ganz gleich, was wir dem GKV-Spitzenverband bieten, egal was wir ihm für seine Versicherten zusichern, egal wie sehr wir uns anstrengen, ganz gleich wie kooperativ wir sind: Der GKV-Spitzenverband scheint nie zufriedenzustellen zu sein.“ Als Grund für diese „Nimmersatt-Mentalität“ vermutet Overwiening, dass er die Ressourcen für seinen bürokratischen Verwaltungsapparat benötige. „Wir erwarten vom GKV-Spitzenverband, dass er endlich die dafür bereitgestellten Beitragsgelder seiner Versicherten auch für deren Gesundheit investiert.“ |
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