Wirtschaft

Medizinklima im freien Fall

Am schlechtesten ist die Stimmung bei den Apothekern

az | Die wirtschaftliche Stimmung in der ambulanten Versorgung ist im 3. Quartal 2022 drastisch eingebrochen – das zeigt der seit mehr als 15 Jahren von der Stiftung Gesundheit erhobene Medizinklimaindex (MKI).

Der MKI gibt auf Basis einer Befragung von diesmal 1468 Leistungserbringern Auskunft da­rü­ber, wie die niedergelassenen Ärzte, Apotheker und sonstigen Heilberufler in Deutschland ihre wirtschaftliche Situation einschätzen und welche Ent­wicklung sie in den kommenden sechs Monaten erwarten.

Am stärksten sank das Medizinklima der Ärzte, das um 22,9 Punkte auf einen Wert von -33,1 zurückging. Damit erreicht die wirtschaftliche Zuversicht der Ärzte einen neuen Tiefstand: „Sie unterschreitet sogar das bisherige Minimum vom Mai 2020, das durch die erste Welle der COVID-19-­Pandemie verursacht wurde“, so Prof. Dr. med. Dr. rer. pol. Konrad Obermann, Forschungsleiter der Stiftung Gesundheit.

Besonders drastisch ist die Lage der Apotheker: Bei ihnen sank das Medizinklima um 22,1 Punkte auf einen Wert von -54,4 und weist damit den niedrigsten Wert aller befragten Gruppen in der ambulanten Versorgung auf.

Im Vergleich dazu ging das Medizinklima bei den sonstigen Heil­beruflern nur moderat um 11,1 Punkte zurück und erreichte einen Wert von -16,0.

Ausschlaggebend für die schlechte Entwicklung des Medizinklimas ist in den meisten Fällen nicht die aktuelle wirtschaftliche Lage: „Die Zukunftserwartungen in der ambulanten Versorgung sind erneut stark zurückgegangen und liegen mittlerweile in vielen Gruppen auf hochkritischem Niveau“, analysiert Professor Obermann. Am größten sind die Sorgen bei den Apothekern: 83,3 Prozent von ihnen rechnen mit einer Verschlechterung ihrer wirtschaft­lichen Lage. Auch bei Hausärzten, Fachärzten, Zahnärzten und Ergotherapeuten erwarten dies mehr als zwei Drittel der Befragten.

Vergleichsweise optimistisch zeigen sich aktuell nur die Heilpraktiker, bei denen lediglich 28,0 Prozent von einer Verschlechterung ausgehen. Sie sind zudem die einzige Gruppe, in denen ein zwei­stelliger Anteil der Befragten mit einer positiven Entwicklung ihrer Lage rechnet (17,3 Prozent). |

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