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- AZ 44/2022
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Gesundheitspolitik
Kommentar: Völlig vernebelt
Die zunächst diffus wirkende Absicht der Ampel-Koalition, Cannabis zu Genusszwecken innerhalb dieser Legislatur zu entkriminalisieren, hat seit rund zwei Wochen konkrete Umrisse bekommen. Das nun vom Kabinett beschlossene Eckpunktepapier wurde in den Medien bereits ausführlich diskutiert. Das Parlament wird sich, wenn überhaupt, erst viel später mit der Materie beschäftigen. Offenbar hat Drogenpolitik viel mit Lifestyle-Fragen zu tun, und die lässt man sich lieber von der Öffentlichkeit beantworten als von den Mitgliedern der eigenen Koalition, geschweige denn der Opposition. Minister Karl Lauterbach scheint inzwischen von der Liberalisierungseuphorie ebenfalls betört, schon fast mitgerissen worden zu sein. Medizinische und rechtliche Bedenken, selbst auf Nachfrage in der Bundespressekonferenz, wischt er beiseite. Dabei ist es bemerkenswert, dass gerade diese Hürden und Herausforderungen ausführlich in den Medien thematisiert werden. Selbst die Boulevardpresse, die ansonsten sehr Lifestyle-nah berichtet, zeigt wenig Vertrauen in das Vorhaben der Regierung. Als seriöse Instanz kommt in dem Zusammenhang vor allem die Apothekerschaft zu Wort. Immerhin sind es die Apotheken, die seit mehr als fünf Jahren Erfahrungen mit der Abgabe von Cannabis im therapeutischen Kontext machen. Sie könnten zwar zukünftig vom Cannabis-Verkauf zu Genusszwecken profitieren, doch für viel wichtiger halten sie aktuell die Auseinandersetzung mit den drohenden Konflikten und Gefahren. Damit profilieren sie sich heilberuflich stärker als ein Minister und eine Koalition, die sich gerade auf ein sehr unsicheres Terrain begeben, und – entweder völlig vernebelt oder aus ideologischer Überheblichkeit – den Dissens ignorieren.
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