Gesundheitspolitik

Kommentar: Zur Chefsache machen

Dr. Christine Ahlheim

Nachdem die Lieferengpässe die Publikumsmedien erreicht haben, scheint man in der Politik langsam aufzuwachen und sich mit der Abhängigkeit der deutschen Arzneimittelversorgung von China zu befassen. Dabei hätte spätestens in der Corona-Pandemie jedem klar werden müssen, dass in einem derart sensiblen Bereich komplexe Versorgungsketten zu unnötigen Risiken führen. Zudem hat der russische Überfall auf die Ukraine deutlich gezeigt, wie gefährlich es ist, von einem Staat abhängig zu sein, der unsere Werte nicht teilt.

Dabei sind die wirtschaftlichen Beziehungen zu China in mehrfacher Hinsicht problematisch. Zum einen droht eine weltweite Krise, falls sich die Volksrepu­blik, was zu erwarten ist, Taiwan einverleibt. Zum anderen führt das Festhalten an der Null-COVID-Strategie zu derzeit kaum abschätzbaren Verwerfungen. Zudem weiß niemand, ob China sich an Lieferverträge für Arzneimittel hält, falls der eigene Bedarf deutlich steigt.

Nun soll im kommenden Jahr ein Generika-Gesetz auf den Weg gebracht werden – so eine Ankündigung aus dem Bundesgesundheitsministerium. Hoffentlich ist den Beteiligten klar, dass hier in großer Eile und mit höchster Priorität gehandelt werden muss, da alle Maßnahmen ohnehin erst mit deutlicher zeitlicher Verzögerung ihre Wirkung entfalten. Wird das Thema jetzt nicht zur Chefsache gemacht, könnte es für uns alle übel enden. Schon vor geraumer Zeit erklärte die Pharmazie­professorin Ulrike Holzgrabe gegenüber dem ZDF: „Die Chinesen brauchen gar keine Atombombe, sie liefern einfach keine Antibiotika. Dann erledigt sich Europa von alleine.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

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