Praxis

Kosmetik, die auf das Haut-Mikrobiom achtet

Qualitätssiegel „Microbiome-friendly“ zertifiziert entsprechende Produkte

ral | Dass Bakterien für den Menschen nicht immer gefährlich, sondern als „Mitbewohner“ im Organismus sogar lebensnotwendig sind, ist inzwischen allgemein bekannt. Auch wird die Erkenntnis zunehmend genutzt, um mithilfe von probiotischen Präparaten die Gesundheit zu unterstützen. Waren es zunächst vor allem Präparate, die auf das Darm-Mikrobiom abzielten, kommen mittlerweile auch immer mehr Kosmetikprodukte auf den Markt, die das Haut-Mikrobiom unterstützen sollen. Für derartige Produkte wurde das Qualitätssiegel „Microbiome-friendly“ entwickelt, das nun auch auf dem deutschen Kosmetikmarkt angekommen ist.

Das „Microbiome-friendly“-Siegel ist ein Zertifikat der MyMicrobiome AG, einem „überwiegend weiblichen Team aus Wissenschaftlern, kreativen Köpfen und Visionären“. Das im Jahr 2018 gegründete Unternehmen hat seinen Firmensitz in Lichtenstein mit Zweigstellen in Deutschland und Norwegen. Ziel von MyMicrobiome ist nach eigenen Angaben die Verbreitung des Wissens über ein gesundes, intaktes Mikrobiom. Dazu gehört unter anderem die Zertifizierung von Kosmetikprodukten, die bestimmte Anforderungen erfüllen bzw. sich einer Testung unterziehen.

Foto: MyMicrobiome

MyMicrobiome will Standards für Mikrobiom-freundliche Kosmetik setzen und hat dafür ein eigenes Zertifikat entwickelt. Entsprechend zertifiziert sind z. B. Freiöl und Weleda.

Tests in Abhängigkeit vom Hautareal

Diese Testung hängt laut MyMicrobiome davon ab, für welches Hautareal ein Kosmetikprodukt gedacht ist, da unterschiedliche Hautstellen eine unterschiedliche mikrobielle Zusammen­setzung aufweisen. Insgesamt gibt es sechs unterschiedliche Testverfahren bzw. MyMicrobiome-Standards: Gesicht und Körper, Kopfhaut, Babyhaut, Vaginaltrakt, Fußflora und Mundflora.

Bei den Tests handelt es sich um standardisierte In-vitro-Tests, die in unabhängig zertifizierten und akkreditierten Laboren in Deutschland durchgeführt werden.

Untersucht wird jeweils,

  • ob Bakterien der entsprechenden Körperregion in Gegenwart des Testproduktes gut wachsen können,
  • ob die Vielfalt eines bakteriellen Gemisches in Gegenwart des Testproduktes erhalten bleibt,
  • ob das Testprodukte die Balance der Haut aufrechterhält, und
  • ob es frei von Kontaminationen ist.

Zusammengefasst darf das Produkt keine negativen Einflüsse auf die bekannten Mikroben des Hautmikro­bioms haben. Das Testprodukt erhält laut MyMicrobiome in allen Tests Noten von 1 bis 3, bestanden hat es mit einer Note von 1,0 bis 2,0. Ist dies bei einem Kosmetikprodukt der Fall, gibt die MyMicrobiome AG dem Hersteller die Möglichkeit, das Gütesiegel „Microbiome-friendly“ zu verwenden.

Wie das Unternehmen vor Kurzem mitgeteilt hat, sind mittlerweile über 100 Kosmetikprodukte „Microbiome-friendly“ zertifiziert, darunter z. B. solche der Marken Annemarie Börlind, Freiöl und Weleda.

Einen Überblick über alle „Microbiome-friendly“ zertifizierten Produkte findet man auf der Website www.mymicrobiome.info. |

Das könnte Sie auch interessieren

Mikrobiotische Hautpflege normalisiert die Bakterienvielfalt

Im Gleichgewicht halten

Antibiotika und Ernährung können Ansprechen auf Immuncheckpoint-Inhibitoren verändern

Mikrobiom beeinflusst Immuntherapie

Was bedeuten die verschiedenen Siegel?

Was in Naturkosmetik steckt

Die Prüfmethoden von Stiftung Warentest und Öko-Test unter der Lupe

Sonnenschutz im Test

Was in Naturkosmetik steckt

Alles grün?

Was vertrauenswürdige Naturkosmetik auszeichnet

„Grünes“ für die Haut

Das „gesunde“ Mikrobiom ist schwer zu definieren

Mehr Mikroorganismen als Zellen

Probiotika verzögern Regeneration der Darmflora nach Antibiotika-Therapie

Aus dem Gleichgewicht

Head & Shoulders auf dem letzten Platz

Ökotest checkt Schuppen-Shampoos

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.