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Beratung
Schön feucht halten
Tipps zur richtigen Hautpflege im Winter
Wenn die Temperaturen sinken, reduziert sich die Durchblutung und damit auch die Fettproduktion der Haut. Als Folge verringert sich der natürliche Fettfilm, der unter anderem auch dafür verantwortlich ist, dass die Haut nicht übermäßig an Feuchtigkeit verliert. Durch die geringere Durchblutung der Haut – die Kapillaren ziehen sich bei Kälte stärker zusammen – wird auch die Talgbildung vermindert. Im Winter sorgt gleichzeitig die trockene Heizungsluft für einen erhöhten Feuchtigkeitsverlust der Haut und zwar umso stärker, je höher das Thermostat eingestellt ist. Deshalb sollten die Räume nicht überheizt werden (21 bis 22 °C gelten für Wohnräume optimal), regelmäßiges Lüften und eine Luftbefeuchtung werden empfohlen. Dazu sind wegen ihrer großen Oberfläche feuchte Handtücher geeignet, die auf die Heizung gelegt werden können. Die warme Heizungsluft hat diesen Verdunstungseffekt auch auf der Haut: Normal besteht die Haut zu 10 bis 20% aus Wasser; fällt dieser Anteil, spannt die Haut, verliert an Elastizität und juckt häufig. Der dünnere Lipidfilm begünstigt den Feuchtigkeitsverlust. Pharmakologisch würde man von einem synergistischen Effekt sprechen, der auf Dauer die Haut immer weiter trocken, spröde und rissig werden lässt.
Eincremen lautet die erste Devise …
Im Winter muss die Hautpflege deshalb rückfettend sein. Das erreicht man nicht durch häufigeres Eincremen, sondern durch die Wahl des richtigen Pflegeprodukts. Bekanntlich setzen sich Hautcremes aus Öl, Wasser und Emulgatoren zusammen. Doch erst spezielle Zusätze sorgen für die rückfettenden Eigenschaften. Typische Bestandteile sind z. B. Coco-Glucoside (und) Glyceryl Oleate, Distearyl Ether, Glyceryl Olivate oder Ricinolate, Squalane, Squalene, Stearat, Trimyristrin oder Tripalmitin. In vielen Fällen handelt es sich bei rückfettenden Substanzen um Veresterungen zwischen Glycerin und langkettigen Fettsäuren wie Oliven-, Rizinus-, Kokos- oder auch Palmöl. Zu bevorzugen sind W/O-Emulsionen. Solche Produkte kennzeichnen Hersteller mit Hinweisen wie „intensiv“ oder „für trockene und beanspruchte Haut“.
Für die Gesichtspflege werden zudem spezielle Kälte- oder Wind- und Wettercremes angeboten. In ihnen sind Mandel-, Avocado- oder andere pflanzliche Öle verarbeitet, die als dünner Fettfilm die Haut überziehen. Vor allem für Säuglinge und Kleinkinder sind entsprechende Cremes geeignet – Erwachsene stören sich eventuell an dem fetten Glanz. Dennoch sind bei Minustemperaturen solche Produkte ein guter Rat.
Wenn die Haut ohnehin schon trocken ist, ist ein heißes Vollbad keine gute Empfehlung, auch wenn es noch so schön wärmt. Das Badewasser entzieht der Haut weitere Feuchtigkeit, vor allem wenn es noch Badezusätze enthält. Kurzes Duschen mit körperwarmem Wasser und pH-neutralen Duschlotionen verhindert dieses zusätzliche Austrocknen der Haut. Durch Wechselduschen wird die (Haut-)Durchblutung angeregt und sorgt so für den gewünschten Aufwärmeffekt. Außerdem empfiehlt es sich, die Körperhaut im Winter nach dem Duschen mindestens einmal wöchentlich mit einer Körperemulsion zu behandeln. Menschen, die alters- oder krankheitsbedingt unter trockener Haut leiden, sollten die Frequenz auf bis zu dreimal täglich erhöhen. Geeignet ist neben kosmetischen Körperemulsionen, die in der Regel etwa 3% Urea enthalten, auch die NRF-Rezeptur 11.72. hydrophile Harnstoff-Emulsion mit 5% oder 10% Harnstoff.
Neben der Gesichts- und Körperhaut sind auch die Hände im Winter stark belastet. Bei trockener und rissiger Haut an den Händen, ist häufig auch Juckreiz ein Begleitsymptom. Dadurch kommt es zu Mikroverletzungen, die eine Einfallspforte für Schadstoffe oder Bakterien darstellen können. Die Berufsgenossenschaften empfehlen deshalb insbesondere im Winterhalbjahr auf eine gute Handpflege zu achten und beim Aufenthalt im Freien Handschuhe zu tragen. Bei Temperaturen unter -5 °C ist der Arbeitgeber dazu verpflichtet, wärmende Handschuhe zur Verfügung zu stellen. Zur Reinigung sollen pH-neutrale Waschlotionen oder Handseifen eingesetzt werden, bei häufigem Händewaschen können auch Handwaschöle verwendet werden.
Frostbeulen
Dermatologen sprechen von Pernionen. Gemeint sind rotbläulich unterlaufene Knoten und Schwellungen an Fingern und Zehen, aber auch an Ferse oder Unterschenkel, die durch starke Kälteeinwirkung bei Menschen mit entsprechender Prädisposition auftreten können. Frauen sind von dieser Durchblutungsstörung häufiger betroffen als Männer. Typisch sind Schmerzen und Juckreiz, wenn sich die Haut wieder aufwärmt. Die Beschwerden gehen innerhalb von zwei bis drei Wochen zurück. Eine symptomatische Behandlung des Juckreizes mit Antihistaminika ist möglich. Die betroffenen Hautareale sollten vorbeugend vor erneuter Kälteeinwirkung geschützt werden.
… für Feuchtigkeit sorgen die zweite
Die feuchtigkeitssteigernde Wirkung wird durch Harnstoff oder Milchsäure erzielt. Milchsäure reguliert den pH-Wert und sorgt durch Stabilisierung des Säureschutzmantels für eine geringere Verdunstung. Harnstoff wird in Konzentrationen zwischen fünf und zehn Prozent zugesetzt. Urea ist ein natürlicher Bestandteil der Haut. Der Natural Moisturizing Factor (NMF) enthält ca. 7% dieser hygroskopischen Substanz. Bei trockener Haut sinkt der Anteil an Harnstoff im NMF auf unter 4%. Urea zusammen mit Wasser in Hautpflegeprodukten zuzuführen ist deshalb sinnvoll. Das Neue Rezeptur-Formularium (NRF) nennt mehrere geeignete Harnstoff-haltige Produkte zur Hautpflege bei trockener, juckender Haut, hier eine Auswahl:
- lipophile Harnstoff-Creme 5% oder 10% (NRF 11.129.)
- lipophile Harnstoff-Natriumchlorid-Salbe (NRF 11.75.)
- wasserhaltige Harnstoff-Wollwachsalkoholsalbe 5% oder 10% (NRF 11.74.)
- Harnstoff-Cetomacrogolsalbe 10% (NRF 11.73.)
… und auch im Winter an den UV-Schutz denken!
Grau in Grau, da denkt man nicht sofort daran, dass UV-Strahlen die Haut schädigen können. Wer im Winter ins Gebirge fährt, bemerkt aber sehr schnell, wie stark die Wintersonne Wirkung zeigt. Deshalb ist es ratsam, auch bei der Beratung zu einer Tagespflege an den Zusatz UV-protektiver Substanzen zu denken. Im Anhang VI der INCI-Liste (INCI: International Nomenclature of Cosmetic Ingredients) sind die 27 aktuell in der EU zugelassenen UV-Filter gelistet, die mindestens einen LSF 6 erreichen. Unterschieden werden mineralische und organische Filter. Je nach Wirkung sind die Filter in UV-A-, UV-B- und Breitbandfilter unterteilt. Benzophenon-3-Oxybenzon, Benzophenon-4, Octyltriazon, Ethylhexylmethoxycinnamat, Bisdisulizoldinatrium sind nur einige Beispiele für UV-filternde Inhaltsstoffe. Nach EU-Vorgaben soll mindestens ein Drittel der Lichtschutzfaktoren gegen die für Langzeitschäden verantwortliche UV-A-Strahlung schützen. Produkte, die dem entsprechen tragen das „UV-A-Siegel“ („UVA“ in einem Kreis) der European Cosmetic and Perfumery Association (COLIPA). Zinkoxid als mineralischer UV-Schutz wird kritisch diskutiert – deshalb muss die Verwendung von Zink-Nano-Partikeln (das heißt mehr als die Hälfte der Partikel sind zwischen 1 und 100 nm groß) nach EU-Kosmetikrecht deklariert werden. Für die Tagespflege reichen im Winter Produkte mit einem niedrigen (LSF 6 bis 10) oder mittleren (LSF 15 bis 25) Schutzniveau aus. Im Gebirge sollte zum sehr hohen Schutzniveau geraten werden, das dem LSF 50+ entspricht.
Der Extra-Tipp
Auch die Kleidung spielt für das Wohlfühlen in der eigenen Haut eine große Rolle, gerade im Winter. Der Juckreiz wird nicht nur bei Atopikern, sondern auch bei gesunder Haut durch Wärmestau gesteigert. Nähte und Etiketten reizen durch Reibung – manches Kleidungsstück lässt sich, ohne dass es im Alltag auffällt, auf links gedreht tragen. Locker anliegende Baumwolle als Unterwäsche, darüber im Zwiebellook anziehen, sodass man jederzeit in wärmeren Räumen ein Kleidungsstück ablegen kann. Manchmal sind ein Schal und eine Weste besser, als die gefütterte Jacke, zusätzliche warme Socken über Kniestrümpfen angenehmer, als eine Strumpfhose unter der Jeans. |
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