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Charmante Idee mit hohem Risiko
Der „Spiegel“ berichtet über Liefer-Start-ups und ihre derzeitigen Millionenverluste
„Was Gorillas oder Flink für Lebensmittel sind, wollen Firmen wie Mayd, Kuarando, Cure oder First A für die Pharmabranche werden“, erklärt der „Spiegel“ das Geschäftsmodell. Die „charmante Idee“ – schließlich wolle sich niemand krank in die Apotheke schleppen – ist nach den Worten des Autors bisher „allerdings kaum mehr als eine teure, hochriskante Wette“.
Gründe dafür seien der hochregulierte Markt – „manche halten das Lieferbusiness mit den Pharmazeutika sogar für illegal“ – und die schleppende Einführung des E-Rezepts. Denn ohne elektronische Verordnungen bleibe der lukrativste Teil des Markts für Mayd und Co. weitgehend unter Verschluss. Die Auslieferung von Rx-Arzneimitteln sei nämlich gegenwärtig kaum wirtschaftlich: „Der Kurier müsste das Papierrezept erst beim Kunden abholen und anschließend in die Apotheke bringen“, wird erläutert.
Mayd ist dem Artikel zufolge finanziell so gut aufgestellt wie kaum ein Konkurrent.
Mayd-Gründer: „Im Markt ist nur Platz für ein Unternehmen“
Und das glauben die Gründer auch zu brauchen. So erklärt Mayd-Mitgründer Hanno Heintzenberg, der zuvor das Immobilienportal McMakler hochgezogen hat, gegenüber dem „Spiegel“: „In dem Markt ist nur Platz für ein Unternehmen. Wir wollen sehr, sehr schnell wachsen.“ Inwiefern sich die kürzlich erfolgte Übernahme des Wettbewerbers First A durch Shop Apotheke auf diese Pläne auswirkt, wird nicht thematisiert. Der „Spiegel“ verweist in diesem Zusammenhang auf Insider-Berichte, denen zufolge Mayd aktuell 3 Millionen Euro im Monat „verbrennt“, was das Start-up aber offenbar nicht kommentieren wollte. Heinzberg ist selbst klar, dass das eigentliche Geschäft im Rx-Bereich liegt – so lange müssen sich die Start-ups mit „Brosamen“ begnügen, wie der „Spiegel“ schreibt.
Das Magazin lässt auch Branchenkenner zu Wort kommen, die an der Nachhaltigkeit der Idee zweifeln. So etwa Markus Bönig, der in der Vergangenheit mit den mittlerweile insolventen Geschäftsmodellen Ordermed und Vitabook auf sich aufmerksam machte. Es regiere das Prinzip Hoffnung, sagt er. Man denke, dass jede schnelle Lieferung eine Lizenz zum Gelddrucken sei. Für einzelne niedrigpreisige Artikel zu fahren, lohnt sich aus seiner Sicht aber nicht. Das sei bei Amazon, das ohnehin täglich die wichtigsten Straßen der Großstädte abfahre und ein Päckchen mehr kaum zusätzliche Kosten verursache, anders. Arzneimittel würden aber meist nicht innerhalb von 20 Minuten benötigt, ebenso wenig wie stündlich oder auch nur täglich in jeder Straße, so Bönig. Auch darauf, dass Mayd nichts für Preisfüchse ist, weist der Artikel hin: Das Start-up folge oft den UVP der Hersteller, viele Apotheken hingegen nicht mehr.
Ob die Liefer-Start-ups irgendwann Geld verdienen, hängt laut „Spiegel“ unter anderem davon ab, ob sie künftig chronisch Kranke als regelmäßige Kunden gewinnen können und ob sie an die „IT-Infrastruktur im Gesundheitswesen“ angebunden werden, sodass Patienten sie direkt als Lieferanten auswählen können. Aktuell ist diese Anbindung nur für Apotheken und Versender vorgesehen.
Und was ist auf dem Land?
Gegenüber dem „Spiegel“ verspricht Heintzenberg zudem, dass man künftig auch auf dem Land ausliefern will – „wo die nächste Apotheke oft viele Kilometer entfernt ist und der Bedarf aus Sicht der Kunden besonders groß“. Bislang radeln die Rider nämlich nur in großen Städten. Auf dem Land soll es dann allerdings kein Lieferfenster von 30 Minuten mehr geben, was dem Mayd-Chef zufolge „ökonomischer Selbstmord“ wäre. Stattdessen soll es ein Tourenmodell geben, bei dem mehrmals am Tag bestimmte Orte beliefert werden. „Ein Service freilich, den viele Apotheken mit eigenen Boten längst anbieten“, wie es abschließend heißt. |
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