Arzneimittel und Therapie

Cremt kranke Haut erscheinungsfrei

Tapiranof überzeugt als neuer Therapiekandidat bei Plaque-Psoriasis

Psoriasis ist eine chronische, immunvermittelte Krankheit, die starken Einfluss auf die Lebens­qualität der Patienten nimmt und eine Langzeittherapie erfordert. Die Einführung zielgerichteter Biologika hat die Therapie ent­scheidend verbessert, allerdings hauptsächlich bei schweren Psoriasis-Formen. Für das Gros der Patienten unter topischer Behandlung fehlen bisher wichtige innovative Wirkstoffe. Mit Tapinarof, einem topischen Modulator des Arylhydro­carbon-­Rezeptors, erscheint nun ein Silberstreifen am Horizont.

Die Behandlung der Psoriasis richtet sich hauptsächlich nach dem Schweregrad der Erkrankung, der sich mithilfe verschiedener Scores bestimmen lässt. Ein zentraler Score ist der Psoriasis Area and Severity Index (PASI). Er erfasst das Ausmaß sowie die Ausprägung der Symptome Erythem, Hautdicke der Plaques und Schuppung. Daneben sind sogenannte patient-reported outcomes von Interesse, eine subjektive Bewertung der Therapie aus Patientensicht. Während für die systemische Therapie der mittelschweren bis schweren Formen (PASI > 10) eine beeindruckende Zahl ziel­gerichteter Wirkstoffe zur Verfügung steht und gute Erfolge zeigt, sind die Therapieoptionen für leichte Psoriasis-Formen (PASI ≤ 10) begrenzt auf bereits seit langer Zeit etablierte topische Substanzen. Hierzu zählen Corticosteroide, Vitamin-D3-Analoga, Tazaroten, Dithranol (stationär), Calcineurin-Inhibitoren (Off-Label-Use) sowie Steinkohlenteer (eher obsolet, kanzerogenes Risiko). Diese Sub­stanzen müssen regelmäßig über mehrere Wochen bis Monate angewendet werden, bevor Verbesserungen der Hautsymptome eintreten. Das bedeutet für die Patienten ausreichend Geduld und einen hohen Therapie­aufwand. Zu beachten gilt auch: Die meisten topischen Wirkstoffe sind aufgrund ihrer Nebenwirkungen weder zur Langzeittherapie geeignet noch zur Anwendung an empfindlichen Körperstellen wie dem Gesicht, der Genitalregion oder den Körperfalten.

Foto: fusssergei/AdobeStock

Arylhydrocarbon-Rezeptor als Target

Insgesamt besteht ein dringender Bedarf für neue effektive, gut verträg­liche topische Wirkstoffe als tragende Säule in der Behandlung der Schuppenflechte. Ein passender Kandidat könnte Tapinarof sein, ein nichtsteroidaler, nicht immunsuppressiver topischer Wirkstoff, der sich in der klinischen Entwicklung für die Indikationen Neurodermitis und Psoriasis befindet. Tapinarof (3,5-Dihydroxy-4-isopropylstilbene) aktiviert den Arylhydrocarbon-Rezeptor (AhR), einen Liganden-abhängigen Transkriptionsfaktor. Dadurch wird die Expression der proinflammatorischen Interleukine 17A und 17F herabreguliert und die Expression von Filaggrin und Loricrin gefördert, zwei wichtigen Proteine für eine intakte Hautbarriere. Zudem vermittelt Tapinarof antioxidative Aktivität und bremst damit die Entzündungsreaktionen. Gänzlich neu ist der Wirkmechanismus jedoch nicht. Denn auch Steinkohlenteer, eine der ältesten topischen Therapieoptionen bei chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen, nutzt den Arylhydro­carbon-Rezeptor als entscheidende Zielstruktur. Allerdings bringt Steinkohlenteer im Gegensatz zum neu entwickelten Tapinarof einige Nachteile mit sich, wie eine mögliche kanzerogene Wirkung sowie eine unangenehme Geruchsbildung.

PSOARING 1 and 2

Zwei doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte Phase-III-Studien, PSOARING 1 und PSOARING 2, bewerteten die Wirksamkeit und Sicherheit von Tapinarof 1% Creme, einmal täglich angewendet über zwölf Wochen, bei Erwachsenen mit milder bis schwerer Plaque-Psoriasis. Eingeschlossen waren 1025 Patienten im Alter von 18 bis 75 Jahren mit einer betroffenen Körperoberfläche (BSA) von 3 bis 20% und einem Physician-Global-Assessment(PGA)-Score von 2 (mild) bis 4 (schwer). Sie wurden im Verhältnis 2 : 1 in einen Verum- und einen Vehikel-Arm randomisiert und dann angewiesen, jeden Tag eine dünne Schicht Creme auf die Psoriasis-Läsionen zu applizieren. Zudem mussten sie ein Tagebuch führen und angeben, wie lange die Applikation dauerte. Diese Daten wurden genutzt, um die Adhärenz der Patienten abzuschätzen.

Abb.:Topisch aufgetragen bindet Tapiranof (TAP) im Zytoplasma an den Arylhydrocarbon-Rezeptor (AhR). Zusammen mit dem nuklearen Translokatorprotein (ARNT, aryl hydrocarbon receptor nuclear translocator) beeinflusst der entstandene Komplex die Genexpression verschiedener Substanzen. So werden sowohl die proinflammatorischen Interleukine 17A und 17F reduziert als auch antioxidative Reaktionen sowie die Expression der beiden Barriereproteine Filaggrin (FLG) und Loricrin (LOR) gefördert. In Folge verbessert sich das Erscheinungsbild der Haut.

Ergebnisse

Nach zwölf Wochen erreichten 35,4% der Patienten in der Tapinarof-Gruppe den primären Endpunkt von erscheinungsfreier oder fast erscheinungsfreier Haut (PGA 0/1) verglichen mit 6% in der Placebo-Gruppe in Studie 1 und 40,2% vs. 6,3% in der Studie 2 (p < 0,001). Zu den sekundären Endpunkten zählte die PASI-75-Antwort. Die Ansprechraten waren wie folgt: Einen PASI 75 erzielten 36,1% unter Tapinarof vs. 10,2% unter Vehikel (PSOARING 1) bzw. 47,6% vs. 6,9% (PSOARING 2). Darüber hinaus gaben die befragten Patienten eine deutlich verbesserte Lebensqualität an und empfanden die Tapinarof-Creme ins­gesamt als angenehm. Nur selten kam es zum Jucken oder Brennen der behandelten Haut. Nonadhärenz (Applikation der Creme an < 80% der Studiendauer) wurde in Studie 1 bei 7,9% der Patienten beobachtet, in Studie 2 bei 9,3%. Unerwünschte Wirkungen von Tapinarof waren vor allem Folli­kulitis, Nasopharyngitis und Kontaktdermatitis - jeweils in leichter bis moderater Ausprägung.

Dauerhafter Nutzen von Tapinarof

Nach zwölf Wochen konnten sich Psoriasis-Patienten aus PSOARING 1 und 2 in einer Langzeit-Verlängerungsstudie mit Tapinarof registrieren (PSOARING 3). Die Studie umfasste 763 Erwachsene, die bis zu 40 Wochen lang eine offene Tapinarof-Therapie erhielten. Die Ergebnisse waren eine hohe Rate an vollständiger Krankheitsbeseitigung sowie ein anhaltendes Ansprechen bis zu 52 Wochen. Nach Absetzen der Behandlung betrug die Remissionsphase fast vier Monate.

Fazit: Tapinarof hat in klinischen Studien Potenzial bei der topischen Behandlung der Psoriasis gezeigt. Folgendes ist jedoch zu beachten: Der Zeitraum der Studien fiel teilweise zusammen mit der Corona-Pandemie, was zu einer erheblichen Menge fehlender Endpunkt-Daten besonders hinsichtlich der berichteten Ergebnisse aus Patientensicht zu Juckreiz und Lebensqualität führte. Dennoch dürfte Tapinarof als aussichtsreicher Kandidat gelten, nicht zuletzt auch aufgrund seines einfachen Therapiekonzepts mit nur einmal täglicher Applikation. Darüber hinaus ist jede Innovation auf dem Gebiet der topischen Psoriasis-Therapie von entscheidendem Wert. Ergänzend zu Arylhydrocarbon-­Rezeptor-Agonisten sind Phosphodiesterase-4-Hemmer (Roflumilast) und Januskinase-Inhibitoren (Brepocitinib) in der klinischen Entwicklung und könnten die topischen Behandlungs­optionen bei Psoriasis erweitern. Spannend bleiben hier die zukünftigen Studienergebnisse, aber natürlich auch die Frage nach der Kostenerstattung durch die Krankenkassen. |

Literatur

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Tapinarof-Creme bietet dauerhaften Nutzen für Psoriasis-Patient:innen. Informationen der esanum GmbH, verfügbar unter www.esanum.de/conferences/eadv-2021/feeds/today/posts/tapinarof-creme-bietet-dauerhaften-nutzen-fuer-psoriasis-patientinnen; Abruf am 2. Januar 2022

Apothekerin Dr. Ines Winterhagen

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