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Vielschichtige Gründe für den Fachkräftemangel

Hinweise aus der WSI-Betriebs- und Personalrätebefragung 2021 / 22

Viele Betriebe – nicht nur Apotheken – haben Probleme, Stellen zu besetzen oder Auszubildende zu finden. Neben dem Mangel an Bewerbern gehören auch unattraktive Verdienstmöglichkeiten und Arbeitszeiten zu den Gründen. Das zeigt eine Analyse der Antworten von Betriebs- und Personalräten, berichten Elke Ahlers und Valeria Quispe Villalobos.

Abb.: Gründe für Stellenbesetzungsprobleme nach Angabe der befragten Betriebs- und Personalräte (N = 2173), (nach [Ahlers E et al. WSI-Betriebs- und Personalräte­befragung 2021/22]).


Im Schnitt konnten über die Hälfte der vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) befragten Betriebe freie Stelle nicht besetzen. Unterschiede gibt es hier je nach Branche: So hatten bei öffentlichen Dienstleistungen sogar rund 67 Prozent der Betriebe Schwierigkeiten, beim Handel „nur“ gut 47 Prozent.

Große Differenzen gibt es auch je nach gesuchtem Qualifikationsniveau: 71 Prozent der Befragten gaben an, dass besonders Stellen von Hochqualifizierten schwer zu besetzen seien. 63 Prozent sehen auch für mittlere Tätigkeiten Probleme bei der Stellenbesetzung sowie 19 Prozent für ein­fache oder Hilfstätigkeiten. Und immerhin 29 Prozent der Betriebs- und Personalräte berichteten über Schwierigkeiten, Auszubildende zu finden.

Zu den Gründen schreiben die Forscherinnen: „Zwar machen auch die Betriebs- und Personalräte im Wesentlichen den Mangel an Bewerbern auf dem Arbeitsmarkt dafür verantwortlich. Aber ein nicht unerheblicher Anteil von 24 bis 32 Prozent der Befragten verweist auf betriebliche Ursachen, wie unattraktive Löhne oder Arbeitszeiten“ (Auszubildende ausgenommen, s. Abb.). Auch hier gibt es wieder deutliche Unterschiede zwischen den untersuchten Branchen.

Ahlers und Quispe Villalobos empfehlen den Betrieben im Kampf gegen den Fachkräftemangel, ihre Arbeitsbedingungen attraktiver zu gestalten, vor allem auch „humaner und familienfreundlicher“. Sie weisen außerdem auf Beschäftigtengruppen hin, die für den Arbeitsmarkt bisher nicht oder nur eingeschränkt zur Verfügung stehen. Dazu gehörten „gut ausgebildete Frauen, die wegen fehlender Kinder­betreuung nicht arbeiten können, oder erfahrene ältere Beschäftigte bis zum 64. Lebensjahr, die den Belastungen und dem hohen Arbeitsdruck nicht mehr gewachsen sind“. Sie müssten „bessere Angebote und bessere Arbeitsbedingungen“ erhalten. |

Literatur

Ahlers E, Quispe Villalobos V. Fachkräftemangel in Deutschland? Befunde der WSI-Betriebs- und Personalrätebefragung 2021/22, WSI Report Nr. 76, Juli 2022, Düsseldorf, www.wsi.de/fpdf/HBS-008345/p_wsi_report_76_2022.pdf

sjo

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