Arzneimittel und Therapie

Medikation unter der Lupe

Tipps und Tricks für die Medikationsanalyse – Fall 1: Eine Patientin mit Blutdruckschwankungen

Erweiterte Medikationsberatung ist eine der neuen pharmazeutischen Dienstleistungen, die Apotheken ihren Patientinnen und Patienten mit ­Polymedikation anbieten können. Herzstück ist eine Medikationsanalyse. Sie ist die Basis für das Erkennen und Lösen von arzneimittelbezogenen Problemen. Neben einem strukturierten Vorgehen ist detektivischer Spürsinn gefragt. Mit unserer neuen crossmedialen Serie „Medikation unter der Lupe“ fordern wir diesen Spürsinn heraus.

Einmal im Monat werden wir in der DAZ und auf DAZ.online einen Fall vorstellen und Anregungen für ­Lösungen geben. Dann sind Sie gefragt. Wie würden Sie vorgehen, um die Probleme in den Griff zu bekommen? Ihren Lösungsansatz können Sie dann in einem Webinar mit unseren Autorinnen und Autoren diskutieren, die ihrerseits einen Vorschlag präsentieren werden. Das Webinar zu dem hier vorgestellten Fall startet am 21.9.2022 um 20:00 Uhr. Apothekerin Ina Richling, PharmD, stellt ihn vor.

Foto: MaG8 – unsplash.com

Der Fall

Subjektive Parameter und Haupt­beschwerden: Frau D., eine 74-jäh­rige Patientin (164 cm, 64 kg) mit ­Hypertonie, Aorten- und Mitralklappeninsuffizienz, Stenose der Arteria carotis interna rechts und Hypothyreose klagt über Reizhusten, „Wundsein im Hals“ und einen trockenen Mund sowie über Muskelkrämpfe und schlecht einzustellenden Blutdruck. Sie ist Nichtraucherin und hat keine bekannten Allergien.

Objektive Parameter: Zurzeit (April) nimmt die Patientin folgende Medikamente ein:

  • L-Thyroxin 75 µg   1-0-0
  • Moxonidin 0,4 mg   1-0-1
  • Nitrendipin 10 mg   2-0-2
  • HCT 25 mg   1-0-0
  • Furosemid 20 mg   1-1-0
  • ASS 100 mg   0-1-0
  • Ramipril 10 mg 0,5-0-0,5
  • Spironolacton 25 mg   1-0-0
  • Pantoprazol 20 mg   0-0-1 jeden 2. Tag abends vor dem Schlafengehen
  • Colecalciferol Dekristol® 20.000 I.E. sonntags eine Kapsel.

Frau D. stellt die Medikamente in einer Arzneidosette für jeweils eine Woche. Der schlecht einzustellende Blutdruck macht ihr sehr zu schaffen, sie wurde aufgrund von Hochdruckkrisen in der Vergangenheit schon zweimal stationär aufgenommen. Dies resultierte in einer immer wieder wechselnden Medikation (Tab. 1).

 

Tab. 1: Die Medikationshistorie zeigt eine immer wieder wechselnde Medikation.
Januar
Anfang März
Ende März
L-Thyroxin
75 µg
1-0-0
L-Thyroxin 75 µg
1-0-0
L-Thyroxin 75 µg
1-0-0
Moxonidin 0,4 mg
1-0-1
Moxonidin 0,4 mg
1-0-1
Moxonidin 0,4 mg
1-0-1
Nitrendipin
10 mg
1-0-1
Nitrendipin 10 mg
1-0-1
Nitrendipin
10 mg
2-0-2
HCT 25 mg
½-0-0
HCT 25 mg
1-0-0
HCT 25 mg
1-0-0
ASS 100
1-0-0
ASS 100
1-0-0
ASS 100
0-1-0
Ramipril 10 mg
½-0-0
Ramipril 10 mg
½-0-½
Ramipril 10 mg
½-0-½
Clonidin 75 mg
1-0-1
Spironolacton 25 mg
1-0-0

Laborwerte: Die Laborwerte sind weitestgehend unauffällig. Auffällige Parameter sind das LDL-Cholesterol mit 148 mg/dl, Serum-Creatinin mit 1,0 mg/dl mit einer geschätzten Creatinin-Clearance von 50 ml/min (errechnet nach Cockcroft Gault) und die Elektrolyte:

  • Kalium mit 5,36 mmol/l (3,60 – 4,80),
  • Natrium mit 129 mmol/l (135 – 145).

Blutdruck und Pulswerte:
Frau D. misst ihre Blutdruck- und Pulswerte mehrmals täglich. In Tabelle 2 sieht man deutliche Blutdruckschwankungen. Der Puls ist insgesamt recht hoch. Die Medikation wurde am 20. April wieder neu in das Dosier­system gestellt.

 

Tab. 2: Blutdruckwerte [mmHg]
Datum
Uhrzeit
Sys­tole
Dia­stole
Puls
16.04.
06:15
162
82
84
13:30
127
69
95
18:00
172
76
89
17.04.
07:00
140
81
95
12:00
150
75
95
14:30
132
71
87
18:00
171
80
93
22:00
123
67
83
18.04.
07:00
144
80
91
09:30
135
69
95
14:00
141
77
90
18:00
177
87
96
19.04.
06:30
150
84
86
18:00
179
89
91
20.04.
06:30
128
76
79
20:00
127
74
92
21.04.
06:30
149
80
86
11:15
121
70
86
22.04.
06:30
132
81
80
08:30
122
64
91
13:00
141
71
90
18:00
160
79
89
23.04.
06:30
153
83
97
10:00
152
72
108
12:15
153
75
96
13:30
135
74
86
18:00
154
81
80
24.04.
06:45
155
80
92
13:00
136
74
97
16:30
145
70
86
18:00
173
79
91

Tipps und Tricks

Bei der Bearbeitung des Falles sollte auf die Hauptbeschwerden von Frau D. eingegangen werden. Welche Therapieziele werden mit der Arzneimitteltherapie verfolgt und welche arzneimittelbezogenen Probleme (ABPs) liegen hier vor?

Die Medikation sollte auf folgende ABPs überprüft werden:

  • falsche Dosierung (Über-/Unterdosierungen, Dosierungsintervall)
  • ungeeignete Darreichungsform
  • Einnahmezeitpunkte
  • Doppelmedikation, Pseudodoppelmedikation
  • Kontraindikationen (Alter/Geschlecht/Nierenfunktion …)
  • Interaktionen
  • fehlendes Arzneimittel trotz Indikation
  • fehlende Indikation für verordnetes Arzneimittel
  • Handhabungsprobleme
  • Probleme mit Therapie- und Einnahmetreue
  • Bericht von empfundener Nebenwirkung
  • Aufbewahrung der Medikation

Lösungswege

Apothekerin Ina Richling, PharmD, wird am 21. September 2022 um 20:00 Uhr mit Ihnen in einem Webinar Lösungs­wege diskutieren. Das Webinar ist buchbar unter https://akademie.dav-medien.de/medikation-unter-der-lupe-tipps-und-tricks-fuer-die-analyse-fall-1. Unten stehender QR-Code führt gleich zur Buchung.

Das Webinar ist kostenfrei für Abonnenten der DAZ und Scholz online, Nichtabonnenten zahlen 35,00 Euro für die Teilnahme. |

 

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