Gesundheitspolitik

Mehr Geld und Reserven

Lieferengpässe: Das fordern die Ärzte

ks | Die Arzneimittellieferengpässe haben in der vergangenen Woche auch den Deutschen Ärztetag und die Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) beschäftigt. Die Kassenärzte fordern einen finanziellen Ausgleich für ihren Mehraufwand, der Ärztetag eine nationale Reserve.

Die Apotheken pochen seit geraumer Zeit auf einen Ausgleich für die Arbeit, die ihnen die anhaltenden Lieferengpässe bescheren. Doch auch die Ärzte wollen mehr: Die KBV-Vertreterversammlung hat am vergangenen Montag im Vorfeld des Ärztetags in Essen den KBV-Vorstand beauftragt, „in den anstehenden Honorarverhandlungen einen Zuschlag zu den Versichertenpauschalen für alle arzneimittelverordnenden Fachgruppen zur Abgeltung der durch die Versorgungsengpässe verursachten Mehraufwendungen zu verhandeln“. Zur Begründung heißt es, dass die durch die Engpässe notwendigen Rezeptänderungen bzw. sogar Umstellungen der Therapie inzwischen einen erheblichen Mehraufwand erreicht hätten, der weit über den bisherigen und im Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) kalkulierten Aufwand hinausgehe. Der Ausgleich dieser Mehraufwände könne durch die Krankenkasse in Form einer Vertragsstrafe refinanziert werden, so die Vorstellung der KBV-Vertreter.

Am vergangenen Mittwoch forderte sodann der Deutsche Ärztetag die Bundesregierung auf, eine nationale Reserve für versorgungskritische und -relevante Arzneimittel einzurichten. Zudem müssten Anreize geschaffen werden, die Produktion in europäische Länder zurückzuführen – auch die von Ausgangs- und Hilfsstoffen. Ein Anliegen, das derzeit von vielen Seiten geäußert wird, wobei allerdings unklar bleibt, wie dies am sinnvollsten geschehen sollte. Überdies appellierte der Ärztetag an die Regierung, innerhalb der EU darauf hinzuwirken, europaweite Lösungen zu finden. Dabei müssten Lieferketten überprüft und diversifiziert werden, damit Ausfälle an einzelnen Standorten nicht unmittelbar zu einem Lieferengpass führen, so die Delegierten. Zudem müssten Pharmaunternehmen strafbewehrt dazu verpflichtet werden, drohende oder manifeste Lieferengpässe zu melden.

Der Ärztetag forderte überdies rechtliche Rahmenbedingungen, „um Notdienstapotheken eine Bevorratung mit meistverordneten, relevanten Wirkstoffen zur sicheren Versorgung von Akut- und Notfallpatienten zu ermöglichen“. |

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