Gesundheitspolitik

Kommentar: Der gleiche Fehler?

Christina Grünberg

Die Apotheken sind Meister im Kaschieren von Versorgungsproblemen. So geschehen bei den Lieferengpässen, vor denen der Berufsstand bereits viele Jahre lang gewarnt hatte. Erst als die Teams mit ihrem Improvisationstalent an ihre Grenzen stießen, weil schlicht keine Ausweichpräparate mehr verfügbar waren und plötzlich Kinder ohne Fiebersäfte und Antibio­tika dastanden, kam die Politik so richtig ins Rotieren. Nun aber lässt sich ein komplexes Problem, das sich über eine geraume Zeit hinweg entwickelt und verschärft hat, nicht einfach mit einem Gesetz wieder einfangen. Mit Blick auf das Apothekennetz bleibt nur zu hoffen, dass sich dieser Fehler nicht wiederholt. Eine zu späte Reaktion auf die inzwischen dauerhaft hohe Zahl an Schließungen kann ab einem gewissen Zeitpunkt kurz- bis mittelfristig keine ausreichende Wirkung mehr entfalten – Apotheken sterben nun mal langsam. Die aktuelle Apothekenstudie aus Nordrhein-Westfalen zeigt einmal mehr, wie die flächendeckende Arzneimittelversorgung nach und nach ausdünnt. Gabriele Regina Overwiening warnt zurecht: Bricht das Netz, lässt es sich nicht wieder flicken. Erst vor wenigen Wochen hatten die Kammern in NRW die Mindestöffnungszeiten für Apotheken deutlich verkürzt – ein Indiz dafür, dass es bereits jetzt immer schwieriger wird, die Versorgung aufrechtzuerhalten. Setzt die Politik auch in Zukunft auf die Präsenz­apotheken, muss sie jetzt handeln und gemeinsam mit dem Berufsstand nach Wegen suchen, die vielfältigen Probleme der Branche abzufedern. Honorar­erhöhung, Bürokratieabbau und mehr Studienplätze können ein Teil dieser Lösung sein.

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