Gesundheitspolitik

Kommentar: In aller Einsamkeit?

Dr. Armin Edalat

Obwohl die Corona-Pandemie derzeit politisch abgewickelt wird – Masken- und Isolationspflichten fallen –, würde sich unser amtierender Bundesgesundheitsminister am liebsten weiterhin von der Öffentlichkeit absondern und weitreichende Reformentscheidungen in aller Einsamkeit treffen. Karl Lauterbach hat Angst, nicht nur vor einer vermeintlichen Kosten­explosion im System, sondern auch vor den sogenannten Lobbyisten. Es scheint, als habe er sich ein neues Feindbild erschaffen: Die Berufsvertretungen von Ärzten und Apothekern fasst er nur mit spitzen Fingern an, Pharmaverbände ignoriert er nach eigenen Angaben gänzlich und Kliniken sowie den Bundesländern unterstellt er, dass es ihnen häufig nur um mehr Geld gehe. Immerhin lässt er auch die Krankenkassen dabei nicht außen vor. Nach den Idealvorstellungen von Minister Lauterbach sollte die Politik größtenteils durch Wissenschaftler gelenkt werden. Dabei ignoriert er, dass diese Rechnung schon in der Hochphase der Pandemie nicht aufging. Wissenschaft kann zwar wich­tige Daten liefern, doch für politische Entscheidungen braucht es Erfahrungen, Visionen und Mut. Das alles kann empirisch meist nur unzureichend dargestellt werden. Gerade dann, wenn es um die Reformierung oder gar Sanierung eines Versorgungssystems geht, sollten die Anliegen aller Betroffenen gehört und wahrgenommen werden, denn der Schuh drückt meist am Fuß. Karl Lauterbach ist definitiv nicht gut beraten, Interessen­vertretungen pauschal zu diskreditieren. Sie stellen ein wichtiges Element unserer parlamentarischen Demokratie dar und sollten von den politisch Verantwortlichen auch entsprechend wertgeschätzt werden.

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