Gesundheitspolitik

Kommentar: Auf dünnem Eis

Julia Borsch

Der Nacht- und Notdienst wird für die Apotheken zunehmend zur Belastung. Da ist einmal die bedingt durch die sinkende Apothekenzahl steigende Zahl an zu leistenden Diensten für die verbleibenden Apotheken. Da auch diese oft kein Personal finden, verteilen sich zudem die Dienste auf immer weniger Schultern, am Ende auf die der Inhaber:innen. Erschwerend hinzu kommt die anscheinend zunehmende „Shopping-Mentalität“ der Bevölkerung, die den Notdienst nutzt, um ihre routinemäßigen Besorgungen in der Apotheke zu tätigen. Ganz zu schweigen von belästigenden Anrufen, die vor allem den Apothekerinnen die Notdienste zur Hölle machen. Es besteht also ohne Frage Handlungsbedarf. Viele Kammern sind auch schon aktiv geworden, um beispielsweise die Apotheken mit extrem vielen Diensten zu entlasten. Bei der Bundesapothekerkammer ist der Notdienst ebenfalls ein Thema. Ausreichend sind die Maßnahmen aber mit Sicherheit noch nicht.

Allerdings ist bei der Debatte auch Vorsicht geboten, zumindest bei dem Teil, der in der Öffentlichkeit geführt wird. Denn der Nacht- und Notdienst ist eines der wichtigsten Argumente gegenüber der Politik, warum die wohnortnahe Versorgung durch Apotheken vor Ort unverzichtbar ist – und zwar flächendeckend. Und so darf bei aller Notwendigkeit, den Leidensdruck für die diensthabenden Apotheker:innen zu lindern, nicht der Eindruck entstehen, dass die Apotheken den Notdienst grundsätzlich in Frage stellen, denn das könnte nach hinten losgehen. So wichtig es ist, den Notdienst anzugehen, muss also klar sein: Wir bewegen uns dabei auf dünnem Eis.

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