Gesundheitspolitik

Ozempic-Fälschungen: Noch viele offene Fragen

Gefälschte Packungen auf Großhandelsebene / Apotheken sollen jede Packung öffnen

jb | Bereits am 5. Oktober warnte das Regierungspräsidium Freiburg, dass Fälschungen des Antidiabetikums Ozempic (Wirkstoff Semaglutid) im Umlauf seien. Vergangene Woche wurde dann bekannt, dass 199 Packungen ursprünglich von einem österreichischen Großhändler kamen und Anfang September 2023 an einen weiteren Pharmahändler in Großbritannien geliefert wurden. 

Dort wurden die Arzneimittel als gefälscht erkannt. Mittlerweile ist das Ganze zur Chef­sache erklärt worden: Deutschlands oberste Arzneimittelbehörde, das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat sich der Sache angenommen und übernimmt die Koordination, weil mittlerweile mehrere Bundesländer aktiv in den Fall eingebunden sind. Viele Details waren allerdings bei Redaktionsschluss noch unklar. So ist bislang unbekannt, was die gefälschten Pens enthalten, ob tatsächlich eine Gesundheitsgefährdung vorliegt und ob gefälschtes Ozempic auch über deutsche Apotheken in den Verkehr gebracht wurde.

Die Staatsanwaltschaft Freiburg ermittelt derzeit in dem Fälschungsfall gegen einen Pharmagroß­händler in Baden-Württemberg. Er soll gefälschte Packungen von Ozempic vertrieben haben. Ob der Pharmagroßhändler im Südwesten das mutmaßlich gefälschte Medikament auch in Deutschland in Verkehr gebracht oder an dor­tige Firmen geliefert hat, werde noch ermittelt, berichtete die Staats­anwaltschaft. Dabei geht es auch um die genauen Vertriebs­wege und innerbetriebliche Verantwortlichkeiten.

Foto: imago images/photothek

Ozempic gehört derzeit zu den begehrtesten Arzneimitteln weltweit.

Apotheken sollen Packungen öffnen

Auch wenn nicht ausgeschlossen werden kann, dass noch weitere Packungen mit anderer Chargenbezeichnung und Seriennummer oder anderer Wirkstärke betroffen sind, richtet sich die Auf­merksamkeit vor allem auf zwei Chargen der Stärke 1 mg in der Packungsgröße 3 Stück. Da es sich aber um zwei Originalchargen des Arzneimittels handelt, sind nicht alle Packungen der oben genannten Chargen betroffen.

Bislang liegen wohl noch keine Erkenntnisse vor, dass die Fälschungen bei Patient:innen gelandet sind oder gar angewendet werden. Dennoch ist laut BfArM nicht auszuschließen, dass sich gefälschte Arzneimittel in Deutschland in der Vertriebskette befinden. Bei der Identifikation weiterer gefälschter Packungen setzt das BfArM daher auf die Apotheken. Weil die gefälschten Packungen sich äußerlich nicht von den echten unterscheiden, sind Apotheken derzeit angehalten, alle Packungen vor der Abgabe zu öffnen. Die gefälschten Pens sehen deutlich anders aus als die Originale. Entsprechende Fotos hatte bereits das RP Freiburg im Zuge der ersten Warnung veröffentlicht (AZ 2023, Nr. 41, S. 8).

Thomas Benkert, Präsident der Bundesapothekerkammer, sagt die Unterstützung der Apothekenteams zu. „Die Apotheken sind DAS Sicherheitsnetz in der Arzneimitteltherapie. Das zeigt sich auch in diesem Fall, in dem das BfArM auf uns vertraut. Der Aufwand für die Apothekenteams ist nicht zu leugnen – aber den übernehmen wir aus Verantwortung für unsere Patient:innen gerne.“ |

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