Gesundheitspolitik

Kommentar: Eine Frage der Zeit

Julia Borsch

Arzneimittel zu fälschen, ist ein sehr lukratives Business – angeblich lukrativer als Drogenhandel. So berichtete vor einigen Jahren die ABDA, dass sich mit einem Kilogramm Viagra auf dem Schwarzmarkt vermutlich zwischen 90.000 und 100.000 Euro erzielen ließen. Für Ko­kain hingegen erhielte man „nur“ 65.000 Euro oder für Heroin 50.000 Euro pro Kilogramm. Lifestyle-Arzneimittel sind besonders beliebte Fälschungsobjekte. Laut WHO ist Viagra das meist gefälschte Arzneimittel überhaupt.

Dass auch der derzeitige Hype um Ozempic kriminelle Energien wecken würde, ist nicht überraschend. Nein, es war vielmehr nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Fälschungen des Antidiabetikums, das aufgrund seiner appetitzügelnden Wirkung zum Lifestyle-Medikament avancierte und überdies knapp ist, auftauchen.

Welchen Vertriebsweg die gefälschten Packungen dabei genommen haben, ist derzeit noch Gegenstand von Ermittlungen. Laut Ozempic-Hersteller Novo Nordisk gab es jedoch einen deutlichen Anstieg an illegalen Onlineverkäufen. Ganz grundsätzlich gilt in Industrieländern das Internet als Haupteinfallstor für Arzneimittelfälschungen. Nach Untersuchungen der University of London ist etwa die Hälfte aller im Internet angebotenen Viagra-Tabletten gefälscht. Eine gute Strategie dagegen gibt es bislang nicht. Fälschungsschutzsysteme wie Securpharm erfassen nur das, was überhaupt den Weg in den legalen Markt findet, also eigentlich nichts, wie die bisherige Trefferquote zeigt. Daher ist es auch nur eine Frage der Zeit, bis uns die nächsten gefälschten Ozempic-Packungen beschäftigen werden.

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