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Gesundheitspolitik
Ärzte unzufrieden mit TI
Kurz vor der E-Rezept-Pflicht klagen Praxen über störanfällige Strukturen
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat es vergangene Woche nochmals in einem Interview mit dem Handelsblatt bekräftigt: Das E-Rezept wird 2024 Standard. Die laut Gematik-Dashboard mittlerweile mehr als 10 Millionen eingelösten E-Rezepte seien für den Einstieg ausreichend. „Am Anfang wird es noch ein paar Schwierigkeiten geben, aber im Großen und Ganzen ist das Rezept bereit“, sagte Lauterbach. „Alle großen Hersteller von Praxissoftware haben das E-Rezept implementiert und erprobt. Ich sehe daher keinen Grund, weshalb es nicht funktionieren sollte.“
Es bleibt zu hoffen, dass in den zurückliegenden Monaten tatsächlich einiges passiert ist. Denn am vergangenen Donnerstag stellte das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) Umfrageergebnisse vor, die kein gutes Licht auf die Software in den Praxen werfen. Allerdings bildet die Online-Umfrage, die das Zi zusammen mit dem Ärztenetzwerk Berlin unter Berliner Praxisinhaber:innen sowie ihren Mitarbeitenden durchgeführt hat, die Zeit vom 31. März bis zum 3. Juli 2023 ab.
Besonders erschwerend: eAU
Diese Ergebnisse zeigen jedoch: Fast jede zweite Praxis hat mehrfach im Monat Probleme mit der Praxissoftware, wenn es um die Umsetzung der Vorgaben zur Telematikinfrastruktur (TI) geht. In rund einem Viertel der Praxen kommt es häufig (d. h. wöchentlich) zum Absturz der Software. Besonders oft kommt es zu Schwierigkeiten beim Auslesen der elektronischen Gesundheitskarte (eGK), gefolgt von Störungen bei klassischen TI-Anwendungen wie dem Ausstellen einer elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU). Die eAU wird von 62,5% der Praxen im Versorgungsalltag als eher erschwerend wahrgenommen. Am ehesten erleichternd stufen 46,4% der Befragten den elektronischen Medikationsplan ein.
Dass wichtige TI-Anwendungen nicht genutzt werden können, begründet die Hälfte der Teilnehmenden mit der zeitaufwendigen Einführung (51,7%) und einer hohen Fehleranfälligkeit (50,4%).
Schotterpiste statt Daten-autobahn
Zi-Vorstandschef Dominik von Stillfried betont, dass die Niedergelassenen der Digitalisierung durchaus offen gegenüber stünden. Sie erhofften sich Arbeitserleichterungen, doch für die Mehrheit komme es zu belastenden IT-Zusammenbrüchen. Aus Stillfrieds Sicht stellt sich die „von der Politik versprochene Datenautobahn für die Praxen eher als eine belastende Schotterpiste dar“. Das Nachsehen haben die Patienten.
Sibylle Steiner aus dem Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung mahnt, dass ausreichend lange Testphasen nötig seien, um die TI-Anwendungen technologisch abzurunden, in den Softwaresystemen zu verankern und so praxistauglich zu machen. „Die bisherige Gesetzgebung zwingt die ambulante Versorgung immer noch dazu, unausgereifte und fehlerhafte Technik und Anwendungen in den Praxen zu verwenden – und bestraft sie auch noch finanziell dafür“, so Steiner. Darüber hinaus decke die TI-Monatspauschale bei Weitem nicht die Kosten der Praxen. |
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