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Gesundheitspolitik
„Ausgenutzt nach Strich und Faden“
Dass die Apotheken seit diesem Februar eine deutliche Honorarkürzung in Form des erhöhten Kassenabschlags hinnehmen müssen, stößt bei der „Freien Apothekerschaft“ auf Wut und Unverständnis. Für die erste Vorsitzende des Vereins, Daniela Hänel, steht fest: „Die Apotheken werden ausgenutzt nach Strich und Faden! Wenn man sich dann noch überlegt, dass es in allen Bereichen seit Jahrzehnten Tarif- und Diätenerhöhungen gibt und von den letzteren besonders die profitieren, die nun unsere Einnahmen weiter schmälern, dann steigt die Wut auf die für diese Politik Verantwortlichen.“
Vor allem Frauenarbeitsplätze in Gefahr
In der Verantwortung sieht Hänel nicht nur die Bundesregierung, sondern auch die Abgeordneten des Bundestags. Sie seien „besonders dafür mitverantwortlich, wenn in ihren Wahlkreisen Apotheken schließen müssen, Arbeitsplätze in der Folge verloren gehen und die Versorgung der Bürger, vorwiegend in den ländlichen Gebieten, deutlich schlechter wird“. Besonders enttäuscht sei ihr Verein über jene Abgeordneten, die sich vehement für eine Frauenquote einsetzten, aber durch ihre Abstimmung die Apothekenmitarbeiterinnen brüskierten, indem sie deren Kompetenz und Arbeitsplätze infrage stellten. Schließlich machten Frauen mit einem Anteil von 80 Prozent den Großteil des Apothekenpersonals aus.
Die „Freie Apothekerschaft“ führt eine lange Liste mit zahlreichen Aufgaben, die die Apotheken ohne Bezahlung erledigten. Schon seit Monaten schlägt der Verein Alarm, schreibt Brandbriefe und macht Vorschläge, an welchen anderen Stellen des Gesundheitswesens gespart werden könnte.
Das Apothekensterben wollen Hänel und ihre Mitstreiter weiter zum Thema machen. Unter dem Slogan „Weggespart“ wollen sich die engagierten Mitglieder vor den nächsten Landtagswahlen und vor der nächsten Bundestagswahl öffentlichkeitswirksam zu Wort zu melden. „Mit täglich drei bis vier Millionen Menschen in den Apotheken werden wir die Möglichkeit nutzen, der Bevölkerung vor den nächsten Wahlen diese komplett fehlgeleitete Gesundheitspolitik des Wegsparens zu verdeutlichen“, unterstreicht Hänel. Für noch mehr Gehör hat sich die „Freie Apothekerschaft“ überdies mit weiteren Leistungserbringern zusammengetan – speziell IG Med.
Mitgliederzahl verdoppelt
Stolz zeigt sich Daniela Hänel im Hinblick auf den Mitgliederzuwachs bei der „Freien Apothekerschaft“: „Wir haben unsere Mitgliederzahl vom 31.12.2021 zum Ende 2022 verdoppelt.“ Aktuell seien es etwa 300. Sicherlich nicht viel, aber der Verein werde wahrgenommen, so die Apothekerin, die eine Apotheke in Zwickau betriebt und sich bei der nächsten Kammerwahl in Sachsen als Kandidatin aufstellen lassen möchte.
Seitens der offiziellen Standesvertretung werden Verbände wie die „Freie Apothekerschaft“ allerdings kritisch gesehen. Erst kürzlich erklärte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening, dass, um die großen Problemfelder wie Nullretax und Präqualifizierung anzugehen, ein starker Zusammenhalt nötig sei. |
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