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Arzneimittel und Therapie
Kürzere Antibiose nach Blinddarmentfernung
Zwei- versus fünftägige Therapie ist nicht unterlegen
Wie lange eine postoperative Antibiose nach einer komplizierten Blinddarmentzündung nötig ist, darüber herrscht in der klinischen Praxis Uneinigkeit. Internationale Richtlinien empfehlen drei bis fünf Tage. Doch schon in der Vergangenheit zeigten systematische Reviews, dass die Dauer der Antibiotika-Gabe nicht mit der Prävalenz infektiöser Komplikationen korreliert. Bringt eine ausgedehnte Gabe also womöglich keinen Benefit?
Klarheit sollte nun eine Studie an 15 Krankenhäusern schaffen. Insgesamt 1005 Patienten mit komplizierter Appendizitis erhielten nach der operativen Entfernung des Blinddarms intravenös Cefuroxim oder Ceftriaxon plus Metronidazol. Je nach Randomisierung wurde die Therapie nach zwei (n = 502) oder fünf Tagen (n = 503) gestoppt. Zwei Tage seien notwendig, um ausreichende Gewebekonzentrationen zu erreichen. Auf eine Verblindung und Placeboapplikation von Kochsalzlösung wurde verzichtet.
Die Autoren wählten als primären Endpunkt die Rate infektiöser Komplikationen, wie beispielsweise Abszess oder postoperative Wundinfektion, sowie die Mortalität innerhalb von 90 Tagen. Sie legten im Vorfeld als Nichtunterlegenheitsgrenze 7,5% fest. Das heißt: Selbst bei 7,5% häufigerem Auftreten dieser Komplikationen gilt die zweitägige Antibiose gegenüber der fünftägigen Therapie als nicht unterlegen.
Adjustiert an die Schwere der Erkrankung und das Alter erwies sich die Kurzzeittherapie tatsächlich als nicht unterlegen. Infektiöse Komplikationen traten bei 10% der Zwei-Tages-Gruppe im Vergleich zu 8% in der Fünf-Tages-Gruppe auf. Aus dieser Risikodifferenz lässt sich folgendes ableiten: Erhalten 50 Patienten eine zweitägige Antibiose, erleidet ein zusätzlicher Patient eine infektiöse Komplikation.
Kürzerer Krankenhausaufenthalt, weniger Nebenwirkungen
Die Vorteile einer kürzeren Therapie sind vielfältig: Patienten litten unter der zweitägigen Antibiose mit 9% gegenüber 22% unter der fünftägigen Therapie seltener an typischen Nebenwirkungen wie Durchfall oder Übelkeit. Auch die Dauer des Krankenhausaufenthalts verkürzte sich im Median um zwei Tage. Das spart nicht nur Kosten, sondern senkt zusätzlich das Risiko für nosokomiale Infektionen. Zudem verschärft der Übergebrauch von Antibiotika die Problematik der Resistenzbildung.
Bezahlt werden diese Vorteile allerdings mit einer erhöhten Wiederaufnahmerate ins Krankenhaus. Immerhin 12% der Patienten in der Zwei-Tages-Gruppe mussten nach der Entlassung wegen Komplikationen erneut stationär aufgenommen werden – doppelt so viele wie in der Fünf-Tages-Gruppe. Das könnte nach Ansicht der Autoren womöglich auch an einer ängstlicheren Haltung wegen der ungewohnt kurzen Antibiose liegen. Steigende Infektparameter und Fieber treten kurz nach der Operation beispielsweise auch als postoperative systemische entzündliche Reaktion auf, die gar keiner erneuten antibiotischen Therapie bedürfen.
Einen Unterschied hinsichtlich chirurgischer Interventionen gab es zwar nicht. Nichtsdestotrotz hatten Patienten der Fünf-Tages-Gruppe insgesamt weniger Komplikationen und besuchten seltener die Notaufnahme.
Kurzum: Der Benefit der Zwei-Tages-Antibiose sowie der kürzere Klinikaufenthalt mit Kosteneinsparung könnten das erhöhte Risiko für eine Wiederaufnahme sowie Komplikationen aufwiegen. Selbst unter Einschluss der Wiederaufnahme dauerte der Krankenhausaufenthalt in der Zwei-Tages-Gruppe signifikant kürzer. Allerdings erlaubt die Studie nur eine Aussage für die laparoskopische Appendektomie. Bei einer Untergruppe mit offener Bauchoperation (n = 50)stieg das Infektionsrisiko unter der zweitägigen Antibiose hingegen an, sodass diese Patienten vermutlich von einer fünftägigen Therapie profitieren. Ob die verkürzte Antibiose für Kinder, Schwangere oder Immunsupprimierte sicher ist, bleibt ebenfalls unklar. |
Literatur
de Wijkerslooth EML et al. 2 days versus 5 days of postoperative antibiotics for complex appendicitis: a pragmatic, open-label, multicentre, noninferiority randomised trial. Lancet 2023;401(10374):366-376, doi: 10.1016/S0140-6736(22)02588-0
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