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Aus den Ländern
Bessere Gesundheitskompetenz könnte Milliarden einsparen
8. OTC-Gipfel des Apothekerverbandes Nordrhein stand im Zeichen der Apothekenproteste
Bei seiner Begrüßung wies der Vorsitzende des AVNR, Thomas Preis, auf die „historisch noch nie so heftige Schließungswelle der Apotheken hin“. Die wohnortnahe Arzneimittelversorgung sei daher zukünftig ohne Gegensteuern der Politik massiv gefährdet. So könne und dürfe es nicht weitergehen: Der Staat sei jetzt aufgerufen, energisch zu handeln und die Stärkung der Apotheken, so wie es auch im Koalitionsvertrag festgelegt sei, endlich in den Mittelpunkt gesundheitspolitischen Handelns zu stellen. „Dafür schließen wir unsere Apotheken am nächsten Mittwoch und protestieren in Dortmund“, so Preis. Dabei betonte er den heilberuflichen Schulterschluss mit der (Zahn-)Ärzteschaft und den medizinischen Fachberufen. Alle sähen vor dem Hintergrund der chronischen Unterfinanzierung und der demografischen Entwicklung die gleichen Probleme auf die ambulante Versorgung zukommen“, sagte Preis. Deshalb sei der nächste Mittwoch an Rhein und Ruhr und in ganz NRW ein gemeinsamer Protesttag von Ärzten, Zahnärzten und Apotheken.
Zu Beginn der Veranstaltung analysierte der Gesundheitsökonom Prof. Dr. Uwe May in seinem Impulsvortrag die Gesundheitskompetenz erstmalig im direkten Zusammenhang mit der apothekengestützten Selbstmedikation. So koste die mangelnde Gesundheitskompetenz der Bevölkerung generell den deutschen Staat bis zu 17 Milliarden Euro jährlich. Deutschland schneide im europäischen Vergleich nicht gut ab. May konstatierte „viel Raum für Verbesserung“ und verwies darauf, dass fast zwei Drittel der Bevölkerung in Deutschland eine „problematische“ oder „inadäquate“ Gesundheitskompetenz hätten.
Wichtige Rolle der Apotheken
Im Selbstbehandlungsbereich (Selfcare) komme der apothekengestützten Selbstmedikation eine wichtige Bedeutung zu. Vor diesem Hintergrund verwies May auf die Einschätzung von Bundesgesundheitsminister Lauterbach Anfang Oktober im Zusammenhang mit der geplanten engeren Einbindung im Rahmen von Vorfeld-Untersuchungen zu Check-ups, dass die wichtige Ressource Vor-Ort-Apotheke zu wenig genutzt werden. Der AVNR-Vorsitzende Thomas Preis stellt dazu fest: „Wenn es tatsächlich so ist, dass der Bundesgesundheitsminister die Vor-Ort-Apotheke als wichtige Ressource sieht, die noch viel zu wenig genutzt werde, dann muss er doch ein besonderes Interesse daran haben, mit einem möglichst flächendeckenden Netz an Apotheken, diese Ressource für die Umsetzung zentraler gesundheitspolitischer Ziele zu nutzen, vor allem aber zu erhalten“, so Preis. „Leider passen Wort und Tat bei Herrn Lauterbach nicht zusammen, denn seine aktuellen Apothekenpläne und die Honorarkürzung seit Februar beschleunigen die historisch in dieser Form noch nicht dagewesene Schließungswelle von Apotheken immer weiter“, so Preis weiter.
Verbesserungsbedarf bei der Gesundheitskompetenz
In zwei Diskussionsrunden wurde das Thema Gesundheitskompetenz aus medizinischer und pharmazeutischer sowie auch aus Patienten- und Verbraucher- sowie Kinderschutzsicht diskutiert. Alle Teilnehmer der Podiumsdiskussionen waren sich einig, dass es zwar sehr viel Informationsmaterial und auch Initiativen zur Gesundheitskompetenz gibt. Aber gerade jüngere, von Social-Media-Kanälen beeinflusste Zielgruppen, würde man mit den bisherigen Informations- und Kommunikationsangeboten gar nicht mehr erreichen. |
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