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Studienreform
10 Jahre „Bologna“
Am 19. Juni beschlossen die Bildungsminister der Europäischen Union in Bologna, bis zum Jahr 2010 einen einheitlichen europäischen Hochschulraum zu schaffen. Zu den Befürwortern der umstrittenen Reform gehört Prof. Dr. Michael Wink in Heidelberg.
Ein wesentliches Element der europaweit harmonisierten Studiengänge besteht darin, dass sie in zwei Abschnitte gegliedert sind, deren Absolventen das akademische Prädikat Bachelor bzw. Master erhalten. Zum zehnten Jahrestag von "Bologna" richtete das Online-Portal Scilogs eine Website ein, auf der Wissenschaftler ihre Statements für oder gegen die Studienreform abgegeben haben. Prof. Dr. Michael Wink vom Institut für Pharmazie und Molekulare Biotechnologie in Heidelberg unterrichtet die Pharmazie nach dem herkömmlichen System, aber die Molekulare Biotechnologie bereits seit 2001 nach dem Bologna-System. In Scilogs erklärt er, dass er mit fast 500 Studierenden in den neuen Studiengängen überwiegend positive Erfahrungen gemacht hat.
Das Interesse an dem Bachelor-Studiengang Molekulare Biotechnologie ist groß; letztes Jahr bewarben sich über 1500 Personen um die 45 Studienplätze. Der Studienverlauf ist straff organisiert, alle Lehrveranstaltungen werden mit benoteten Prüfungen abgeschlossen. Dadurch bemerken Studierende, die sich falsche Vorstellungen von dem Studienfach gemacht haben, ihr Problem innerhalb des ersten Jahres und können mit relativ geringem Zeitverlust ihr Studienfach wechseln; alle anderen Studierenden absolvieren den Bachelor-Studiengang in der Regelzeit von sechs Semestern. Der Nachteil des straffen Lehrplans liegt darin, dass kaum Zeit für zusätzliche freiwillige Lehrveranstaltungen, längere Auslandsaufenthalte oder einen Nebenjob bleibt.
Forschungspraktika an ausländischen Hochschulen und Möglichkeiten zur persönlichen Profilierung werden dagegen im zweijährigen Master-Studiengang geboten, der mit einer sechsmonatigen experimentellen Masterarbeit abschließt. Fast alle Molekularen Biotechnologen beenden ihr Studium nach zehn Semestern, während die Diplomstudiengänge früher in der Praxis meist 12 bis 14 Semester dauerten.
Wink betont, dass ein Bachelor nur in Ausnahmefällen für einen Beruf qualifiziert ist, wie es sich die Bildungsminister ursprünglich vorgestellt hatten. Aber ein Bachelor kann ohne Probleme einen Masterstudiengang an einer ausländischen Hochschule in Europa absolvieren. Die stärkere Reglementierung des Grundstudiums eröffnet also mehr Möglichkeiten im Hauptstudium. Bei früheren Gelegenheiten hat Wink vorgeschlagen, auch das Pharmaziestudium auf das Bologna-System umzustellen.
Heidelberg - 22.06.2009, 13:50 Uhr