Illegale Blüten des Versandhandels

Unseriöse Apotheken-Anzeigen überschwemmen Suchmaschine

Berlin - 14.08.2009, 13:36 Uhr


Von den insgesamt 69 im Rahmen einer aktuellen Studie untersuchten Inserentenfirmen auf Microsofts Suchmaschine Bing schienen den Testern nur sieben saubere Geschäftspraktiken anzuwenden - der Rest wurde als unseriös eingestuft.

"Es war uns möglich, verschreibungspflichtige Medikamente ohne Verschreibung zu bekommen, einige davon waren sogar gefälscht", berichtet Studienautor John Horton, Gründer von LegitScript, einem Verifizierungsunternehmen für Online-Apotheken, auf TechnologyReview.com. "Fast 90 Prozent der Pharmazie-Anzeigen, die wir auf Bing.com untersucht haben, waren gefälscht", ergänzt sein Kollege Garth Bruen, Präsident der Spam-Monitoring-Firma KnujOn, die den Report gemeinsam mit LegitScript verfasst hat. "Diese Anzeigen kommen nicht von echten Apotheken. Sie sind normalerweise das Produkt organisierten Verbrechens und weitläufigen illegalen Medikamentennetzwerken, häufig aus Russland und Osteuropa." Die beiden Experten schätzen, dass mehr als 40.000 Online-Apotheken den Qualitätsstandards der National Association of Boards of Pharmacy (NABP) nicht entsprechen. Diese erfordern beispielsweise eine gültige Apothekenlizenz sowie eine Geschäftsadresse in den USA, wo für den Versand bestimmter Medikamente Rezeptpflicht besteht. Gerade mit diesem Umstand versuchen die illegalen Anbieter Geschäfte zu machen und werben damit, dass sie verschreibungspflichtige Medikamente ohne Rezept und von außerhalb der USA zustellen. Der Preis, den die gelinkten Verbraucher dafür zahlen, ist oft hoch: Sie bekommen gefälschte oder abgelaufene oder gar gesundheitsschädliche Arzneien zugesandt.

Auch in Deutschland sollten Verbraucher auf der Hut sein, denn hier finden die Suchmaschinen ebenfalls zahlreiche unseriöse Versender, wenn im Netz nach Medikamenten gesucht wird. So nutzen die schwarzen Schafe zurzeit vor allem die Angst der Verbraucher vor der Schweinegrippe und überschwemmen den Markt mit illegal zu beziehendem und zumeist gefläschtem Tamiflu.


Tarja Wündrich