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Depression
Darf kein Tabu-Thema sein
Der Tod des Nationaltorhüters Robert Enke, der schwer depressiv erkrankt war, hat die deutsche Öffentlichkeit tief getroffen. Fachleute weisen allerdings schon seit Jahren auf eine Zunahme psychischer Erkrankungen hin. Obwohl die Depression bereits zu den Volkskrankheiten gerechnet wird,
Wie der Bundesverband der Betriebskrankenkassen meldet, haben sich entgegen dem Trend der rückläufigen Krankenstände die psychisch bedingten Arbeitsausfälle in den letzten zwanzig Jahren fast vervierfacht – Tendenz weiter steigend. Die häufigsten Erkrankungen sind laut BKK Gesundheitsreport dabei Angststörungen und Depressionen, die zunehmend in der zweiten Lebenshälfte auftreten: Bei rund 20 Prozent aller weiblichen BKK-Versicherten und jedem zehnten männlichen Versicherten über 50 Jahre wurde 2008 eine Depression diagnostiziert.
„Vorgesetzte sollten nicht aus falsch verstandener Rücksicht einem klärenden Gespräch mit Mitarbeitern aus dem Weg gehen, deren Verhalten sich auffällig verändert hat – auch aus wirtschaftlicher Sicht: Jährlich entstehen in Deutschland durch psychische Belastungen Produktionsausfallkosten in Höhe von 3,8 Milliarden Euro“, so Heinz Kaltenbach, Geschäftsführer des BKK Bundesverbandes.
Depressionen äußern sich häufig in gedrückter Stimmung, Antriebslosigkeit, vermindertem Selbstvertrauen und Konzentrationsproblemen, aber auch in körperlichen Symptomen wie Gewichtsveränderungen, Schlafstörungen oder Schmerzen. Die Ursachen für psychische Beschwerden sind vielfältig: Wachsender Leistungsdruck und steigende Anforderungen in Punkto Flexibilität setzen Arbeitnehmer zusehends unter Druck. Gleichzeitig wächst das gesellschaftliche Verständnis für psychische Symptome, und seelische Leiden werden besser diagnostiziert.
Nach Auffassung von Professor Ulrich Hergerl, Uniklinik Leipzig, Leiter des bundesweiten Kompetenznetzes Depression, würden Menschen eine Diagnose Migräne einer Diagnose Depression vorziehen. Denn Depressionen würden oft unterschätzt und irgendwo zwischen Schnupfen und Einbildung angesiedelt. Dabei handele es sich um eine lebensgefährliche Krankheit. Die Krankheit müsse behandelt werden und zwar möglichst frühzeitig.
Bereits 2006 hat Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt Depression zum nationalen Gesundheitsziel erklärt: "Die Bekämpfung depressiver Störungen hat hohe gesundheitspolitische Bedeutung – auch mit Blick auf die enormen direkten und indirekten Krankheitskosten. Experten gehen davon aus, dass in Deutschland derzeit etwa vier Millionen Menschen von der Diagnose Depression betroffen sind.“
Mit nationalen Gesundheitszielen verständigen sich die Beteiligten auf gemeinsame Aktivitäten zur Vorsorge, Früherkennung und Behandlung. Mit dem Gesundheitsziel Depression wurde vereinbart, depressiven Erkrankungen entgegen zu wirken. Der dazu erstellte Bericht "Depressive Erkrankungen: verhindern, früh erkennen, nachhaltig behandeln" zeigt Handlungsmöglichkeiten in den Bereichen Aufklärung, Prävention, Diagnostik, Indikationsstellung und Therapie, Stärkung der Patientinnen und Patienten sowie ihrer Angehörigen und Anpassung der Versorgungsstrukturen auf. Sie finden weitere Informationen zum Gesundheitsziel Depression hier.
Gesundheitsziele sind verbindliche Vereinbarungen der verantwortlichen Akteure im Gesundheitssystem. Sie sind ein ergänzendes Steuerungsinstrument der Gesundheitspolitik im Rahmen von Public-Health-Ansätzen, in deren Mittelpunkt als übergeordnetes Ziel die Gesundheit der Bevölkerung steht. Sie fokussieren auf die Verbesserung der Gesundheit in definierten Bereichen oder für bestimmte Gruppen, aber auch auf verbesserte Strukturen, die Einfluss auf die Gesundheit der Bevölkerung und die Krankenversorgung haben. Auf der Grundlage gesicherter Erkenntnisse werden für ausgewählte Zielbereiche Empfehlungen formuliert und Maßnahmenkataloge erstellt. Die Beteiligten verpflichten sich zur Umsetzung in ihren Verantwortungsbereichen. Die nachhaltige Entwicklung und Umsetzung von Gesundheitszielen ist als langfristiger Prozess angelegt. Zur Zielbestimmung gehört auch die Festlegung von Zeiträumen für die Umsetzung.
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Stuttgart - 12.11.2009, 16:09 Uhr