Zytostatika

Cytarabin fördert Differenzierung von Tumorzellen

Marburg - 13.11.2009, 07:05 Uhr


Marburger Mediziner haben einen zellulären Signalweg aufgeklärt, der verbesserte Heilungschancen bei Tumoren eröffnet und eine vollkommen neue Interpretation nahe legt, wie klassische Chemotherapeutika wirken:

Das Onkologen-Team erforscht die molekularen Ursachen einer Leukämieform, die mit der unkontrollierten Vermehrung von Blutstammzellen einhergeht, der akuten myeloischen Leukämie (AML). Ein Fünftel der Patienten trägt eine Mutation im Rat sarcoma-Gen (Ras), die zu einem krebsfördernden Gen führt, das dann onkogenes Ras genannt wird. Die Genveränderung trägt dazu bei, dass sich die betroffenen Stammzellen unkontrolliert vermehren, statt zu reifen Blutkörperchen und Blutplättchen zu differenzieren.

Gemeinhin wird angenommen, dass gängige Krebsmedikamente wie Cytarabin die Teilung der Krebszellen blockieren und bei diesen ein Zelltod-Programm anschalten. Die Marburger Wissenschaftler haben nun herausgefunden, warum hohe Dosen des Zellgifts Cytarabin gerade bei denjenigen AML-Patienten besonders gut wirken, die das Ras-Onkogen tragen.

Um die Wechselwirkung besser zu verstehen, nutzte das Forscherteam modifizierte Maus-Stammzellen, die sich nicht zu reifen Zellen differenzieren können. Stattdessen wurden sie zur dauerhaften Zellteilung angeregt. Das Zellgift Cytarabin schaltete in Kombination mit onkogenem Ras einen zelleigenen Mechanismus an, der die krebstypische Zellvermehrung stoppt und die Zellen stattdessen zur Reifung veranlasst.

Diese Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass sich die Heilungschancen von Leukämiepatienten nach einer Chemotherapie verbessern könnten, wenn man zelleigene Differenzierungsmechanismen unterstützt. Neue Wirkstoffe und Behandlungsprotokolle für die AML-Therapie sollten daher die Zelldifferenzierung fördern. Der Erfolg einer solchen Maßnahme hängt jedoch vom genetischen Hintergrund der betroffenen Krebszellen ab.

Literatur: Meyer, M. et al.: PLoS One 2009, Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1371/journal.pone.0007768.


Dr. Bettina Hellwig