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Papillomviren
Krebsgen schaltet angeborene Immunantwort aus
Das humane Papillomvirus Typ 16, der häufigste Erreger von Gebärmutterhalskrebs, schaltet in seinen Wirtszellen ein wichtiges Signalmolekül der Immunabwehr aus. Für diesen Mechanismus ist das Virus-Krebsgen E6
In den 1980er Jahren entdeckten der spätere Nobelpreisträger Harald zur Hausen und seine Mitarbeiter, dass bestimmte Typen der humanen Papillomviren (HPV) Gebärmutterhalskrebs verursachen. Schnell wurde aufgeklärt, wie diese Erreger die Zellen entarten lassen. Hauptschuldig sind die Virusproteine E6 und E7. Beide Proteine schalten unterschiedliche Kontrollfunktionen der Zelle aus und kurbeln dadurch das Zellwachstum an. Forschende am Deutschen Krebsforschungszentrum entdeckten nun einen weiteren Mechanismus, über den das E6-Protein des Hochrisikovirus HPV16 die Krebsentstehung fördert: Das Krebsgen schaltet die Produktion des Immunbotenstoffs Interferon kappa aus. Interferone sind körpereigene Proteine, die vor allem die Abwehr von Viren und Tumoren anregen. Sie werden von weißen Blutkörperchen und anderen Zelltypen gebildet. Interferon kappa ist für HPV-Infektionen von Bedeutung, da es vor allem in Haut- und Schleimhautzellen (Keratinozyten) produziert wird, in die sich die Viren bevorzugt einnisten. Fällt Interferon kappa in den Zellen aus, funktionieren auch andere an der Immunabwehr beteiligte Proteine nicht mehr.
Die Wissenschaftler zeigten nun zum ersten Mal, dass HPV16 das Interferon-kappa-Gen durch biochemische Modifikation der DNA abschaltet. Solche Veränderungen des Erbguts werden als epigenetische Mutation bezeichnet. Die Forscher beobachteten zunächst bei HPV-infizierten Zellen in der Kulturschale, dass das Interferon-kappa-Gen epigenetisch stillgelegt ist, und konnten das Ergebnis dann auch an Gewebeproben von Gebärmutterhalskrebs bestätigen.
Interferon kappa ist ein wichtiger Bestandteil der so genannten angeborenen Immunität. Über diesen entwicklungsgeschichtlich alten Abwehrmechanismus kann sich der Körper sofort nach einer Infektion gegen die Erreger wehren, denn die spezifische erworbene Abwehr muss sich erst formieren, was einige Zeit dauern kann. Indem die Viren die Interferon-Produktion abschalten, verhindern sie, dass infizierte Zellen durch diese Art der Immunabwehr beseitigt werden. Als nächstes planen die Forscher zu untersuchen, ob die Gabe von Interferon kappa von außen das Wachstum von Gebärmutterhalskrebszellen bremst und so möglicherweise die Behandlung der Erkrankung unterstützen kann.
Quelle: Pressemitteilung des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg, 3. Dezember 2009; Rincon-Orozco, B., et al. Cancer Res 2009; 69:(22) November 15, 2009.
Heidelberg - 11.12.2009, 07:00 Uhr