Russland will Wodkakonsum einschränken

Nachdem Präsident Medwedew zum 1. Januar 2010 den Mindestpreis für einen halben Liter Wodka auf 89 Rubel (etwa 2 Euro) heraufgesetzt hatte, verkündete nun seinen Zehn-Jahres-Plan gegen den Alkoholmissbrauch. Nach offiziellen Zahlen sterben jedes Jahr 23.000 Einwohner Russlands an einer Alkoholvergiftung und 75.000 Personen erliegen einer Krankheit, die durch übermäßigen Alkoholkonsum verursacht wurde. Nach Schätzungen unabhängiger Organisationen sterben jedoch jährlich 500.000 Russen direkt oder indirekt am Alkoholmissbrauch, wobei der jahreszeitlich Höhepunkt in den Neujahrsferien liegt. So sind allein in diesem Jahr schon geschätzte 300.000 (!) Alkoholtote zu beklagen.

Die Einführung der zehntägigen Neujahrsferien im Jahr 2006 hatte das Alkoholproblem Russlands entschieden verschärft. Viele Russen betrinken sich in den kalten Winterwochen mit Wodka, weil es ihnen an Gelegenheit fehlt, die freien Tage sinnvoll auszufüllen. Es wurde deshalb angeregt, die nationalen Ferien vom Januar auf den Mai zu verschieben, weil die Russen sich dann in ihren Gärten beschäftigen können, was sie ohnehin sehr gerne tun; so trägt der private Gartenbau immer noch erheblich zur Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln bei.

Laut offizieller Statistik trinkt jeder Russe durchschnittlich 18 Liter reinen Alkohol pro Jahr. Das entspricht rechnerisch 90 Halbliterflaschen Wodka mit einem Alkoholgehalt von 40%. Diese Umrechnung liegt nahe, weil in Russland die Masse des Alkohols in Form von Spirituosen – davon wiederum 80% Wodka – getrunken wird und nur zum geringeren Teil in Form von Bier oder Wein. Hauptkonsumenten sind Männer im mittleren Lebensalter, die gerade wegen ihres Alkoholkonsums nur selten ins Rentenalter kommen; die durchschnittliche Lebenserwartung russischer Männer beträgt 59 Jahre.

Ein Verbrauch von 18 Liter reinem Alkohol pro Jahr ist zwar mit einigen westeuropäischen Ländern durchaus vergleichbar. Hinzu kommt jedoch in Russland die allgemein verbreitete Schwarzbrennerei von Wodka, der etwa nicht nur privat konsumiert wird oder auf dem Schwarzmarkt zu seinen Konsumenten gelangt, sondern teilweise auch in Läden verkauft wird. Etwa die Hälfte des verkauften Wodkas soll schwarz gebrannt sein.

Putin beabsichtigt laut seinem Plan, bis 2020 den Konsum von Wodka um 70% zu senken und seine illegale Produktion und Distribution ganz zu unterbinden. Der Alkoholkonsum insgesamt soll dabei nur auf die Hälfte sinken, denn der Weinanbau soll gefördert und die Bierproduktion erhöht werden.