Onkologie

Imetelstat könnte auch bei Hirntumoren wirksam sein

27.01.2010, 06:57 Uhr


Der Telomerasehemmer Imetelstat wird bereits in klinischen Studien als Wirkstoff gegen Brust- und Lungenkrebs untersucht. Er könnte aber auch gegen Hirntumore und andere

Der Telomerasehemmer Imetelstat wird bereits in klinischen Studien als Wirkstoff gegen Brust- und Lungenkrebs untersucht. Er könnte aber auch gegen Hirntumore und andere Krebserkrankungen wirksam sein. Die Telomerase gilt als ein möglicher Schlüsselfaktor bei der Krebsentstehung.  Im Tierversuch konnten US-Wissenschaftler jetzt zeigen, dass Imetelstat im Gegensatz zu anderen potentiellen Wirkstoffen die Blut-Hirn-Schranke überwindet und somit auch zur Therapie von Glioblastomen und anderen bösartigen Hirntumoren eingesetzt werden könnte.

Bei jeder Zellteilung verkürzen sich die Enden der Chromosomen, die als Telomere bezeichnet werden, und zwischen 50 und 100 Basenpaare gehen verloren. Ab einer bestimmten Teilungszahl können sich die Chromosomen dann nicht mehr replizieren und die Zellen absterben. Das Enzym Telomerase kann dann diese Endstücke, die Telomerkappen, wiederherstellen und die Telomere verlängern. Von dieser zunächst positiv klingenden Funktion profitieren allerdings vor allem entartete, sich schnell teilende Krebszellen und in bis 90% der menschlichen Krebszellen ist eine Telomerase-Überproduktion nachweisbar.

In deiner Studie zur Entstehung des Glioblastoms bei Mäusen konnte gezeigt werden, dass Imetelstat sowohl in Tumorstammzellen als auch in den Tumorzellen selbst die Aktivität der Telomerase hemmt. Dies stoppt die weitere Zellteilung und führt schließlich zum Absterben der Krebszellen.

Darüber hinaus konnten die Forscher nachweisen, dass der Wirkstoff nach einer Implantation von Tumorstammzellen und anschließender Behandlung auch die Blut-Hirn-Schranke überwinden und im Gehirn die Telomerase-Aktivität dosisabhängig hemmen kann. Die Behandlung mit Imetelstat über einen längeren Zeitraum führte zu einer progressiven Verkürzung der Telomere, eine Verringerung der Proliferationsrate und schließlich zum Zelltod der krebsauslösenden Glioblastomzellen. Eine Kombinationstherapie mit Bestrahlung und dem Zytostatikum Temozolomid war besonders erfolgreich: Die Zahl der krebsauslösenden Zellen wurde deutlich gesenkt und DNA-Reparaturmechanismen aktiviert.

Quelle: Shay, J.; et al.: Clin. Cancer Res. 2010; 16 (1): 154-163.


Dr. Hans-Peter Hanssen/DAZ