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Herpesvirus
Im Erbgut zu finden
Das humane Herpesvirus 6 (HHV 6) löst bei Säuglingen und Kleinkindern das Dreitagefieber aus. Es wird aber auch ein Zusammenhang zwischen einer HHV-6-Infektion und
Es wurde zwar erst in den 80er Jahren entdeckt, aber mindestens 80% der Bevölkerung sind latent mit HHV 6, dem humanen Herpesvirus 6, infiziert. Bereits sehr früh, meist im Säuglings- oder Kleinkindalter, kommt es zu einer Infektion. Zwei Subtypen, A und B, sind bekannt, wobei bislang nur Typ 6B, der Verursacher der Kinderkrankheit Dreitagefieber (auch Exanthema subitum oder Roseola infantum), mit einer Erkrankung in Verbindung gebracht werden konnte. Zu einer massiven Vermehrung des Virus kommt es häufig bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem und es könnte dann eine Rolle als Verursacher von Folgeerkrankungen wie Enzephalitis oder Pneumonie spielen. Darüber hinaus wird das humane Herpesvirus 6 aber auch als Auslöser des so genannten chronischen Erschöpfungssyndroms (CFS) und als ein möglicher Faktor bei der Entstehung von Epilepsien, multipler Sklerose und bestimmten Herzerkrankungen diskutiert.
Seit einiger Zeit wird vermutet, dass zumindest bestimmte Herpesviren vererbt werden können. Im Rahmen einer früheren Studie waren Neugeborenen Haarproben entnommen und die DNA mit der der Eltern verglichen worden. Obwohl Haarwurzeln normalerweise vom HHV 6 nicht befallen werden, fanden die Wissenschaftler in zahlreichen Proben Virus-DNA – und das bei Kindern mit mindestens einem Elternteil, der ebenfalls infiziert war.
Eine internationale Gruppe von Wissenschaftlern hat jetzt gezeigt, dass das humane Herpesvirus 6 sein Erbgut in besonderer Weise weitergibt. Normalerweise wird die Nukleinsäure der Herpesviren außerhalb der Chromosomen in einem Plasmid angelegt. HHV 6 hingegen lagert seine Gene aber direkt in die Telomere, DNA-Sequenzen am Ende unserer Chromosomen, ein. Als Integrationsorte konnten spezifische Abschnitte auf den Chromosomen 17, 18 und 22 bestimmt werden. Erfolgt zufällig auch eine Infektion der Keimzellen, kann die DNA der Viren so an die nächste Generation weitergegeben werden. Tatsächlich wurden die HHV-6-Gene in einigen Fällen bei Kindern und Eltern an exakt der gleichen Position in den Telomeren nachgewiesen. Darüber hinaus konnten die Forscher zeigen, dass das in das Chromosom integrierte HHV-6-Genom wieder in seine infektiöse Form aktiviert werden kann.
Nachdem nunmehr zweifelsfrei nachgewiesen wurde, dass es vererbbare Viren gibt, stellt sich natürlich die Frage, ob dies auch auf weitere Viren zutreffen könnte. Bei den anderen humanen Herpesviren ist dies nicht der Fall. Ein weiteres Herpesvirus jedoch, das Küken befällt und die Marek’sche Geflügelkrankheit verursacht, vermehrt sich offensichtlich auf dieselbe Weise. Obwohl die beiden Viren nicht nahe verwandt sind, ist die DNA-Sequenz, die zur Integration in das Kükenchromosom führt, dabei auffällig der ähnlich, die die Integration des humanen Herpesvirus 6 in das menschliche Chromosom ermöglicht.
Quelle:
Arbucklea, J.A.; et al.: Proc. Natl. Acad. Sci. 2010, doi: 10.1073/pnas.0913586107.
Hall, C.B., et al.: Pediatrics 2008; 122(3): 513 – 520.
24.03.2010, 06:50 Uhr